Ängste motivieren stärker als positive Anreize
Die Angst, etwas zu verlieren, scheint ein stärkerer Motivator zu sein als positive Anreize. Dies legt eine Studie der Kellog School of Management und der Yale Universität nahe. Zwei Gruppen von Probanden sollten in der Untersuchung verschiedene Aufgaben lösen. Die Mitglieder der einen Gruppe erhielten für jede richtige Lösung 25 Cent - bis zu einer Höchstsumme von 1,50 Dollar. Die Mitglieder der anderen Gruppe gingen mit 1,50 Dollar Startkapital an den Start und wurden für jede falsche Lösung mit einem Abzug von 25 Cent belegt. Die erste Gruppe hatte also etwas zu gewinnen, die zweite etwas zu verlieren. Die Forscher kontrollierten, wie lange sich die Mitglieder beider Gruppen jeweils mit den Aufgaben beschäftigten. Bei den Teilnehmern mit Gewinnaussicht waren dies 9,5 Minuten, während die Teilnehmer mit Verlustgefahr 15 Minuten investierten. Den deutlichen Unterschied erklären die Forscher mit dem so genannten Negativitätsbias. Die Erwartung von etwas Negativem entfalte eine stärkere Wirkung auf Menschen als gute Nachrichten. Zur kurzfristigen Motivation scheint sich die im Experiment gewählte Form des Drucks also zu eignen. Auf Dauer hingegen dürfte dieser Ansatz nicht wirklich zielführend sein, wie zahlreiche neurowissenschaftliche Studien zum Thema Stressbelastung nahe legen, denn wer ständig unter Druck steht, dürfte längerfristig an Leistungsfähigkeit einbüßen.
Die Macht der Verlustangst, WiWo 8.10.13