Firmen in der Beschleunigungsfalle
In wirtschaftlich schwierigen Zeiten versuchen sich Firmen häufig, durch Straffung interner Prozesse gesundzuschrumpfen. Mehr Arbeit für weniger Mitarbeiter, lautet dann Devise. Das fatale: Viele Firmen behalten diese Verdichtungsprozesse auch in Aufschwungphasen bei - und höhlen sich auf diese Weise von innen aus. Die Leadership-Professorin Heike Bruch von der Universität St. Gallen und der HR-Lehrbeauftragte Jochen Menges von der Universität Cambridge haben in einer neunjährigen Langzeituntersuchung diese Prozesse in 600 Unternehmen untersucht. Mit ernüchternden Ergebnissen. So klagen in den Firmen, die den Beschleunigungsdruck beibehalten, 60 Prozent der Beschäftigten darüber, nicht über ausreichende Ressourcen zu verfügen, um ihre Arbeit zu schaffen - in Firmen, die Arbeitsprozesse weniger verdichtet haben, sind es lediglich zwei Prozent. Ähnlich deutlich sind die Unterschiede bei weiteren Themenfeldern. So arbeiten 80 Prozent der Mitarbeiter in Unternehmen, die Abläufe stark verdichtet haben, ständig unter erhöhtem Zeitdruck - in der Vergleichsgruppe sind es nur vier Prozent. 75 Prozent klagen über sich ständig ändernde Prioritäten (Vergleichsgruppe: ein Prozent), 83 Prozent sehen kein Licht am Ende des Tunnels (Vergleichsgruppe: drei Prozent) und nur sechs Prozent sehen die Möglichkeit, sich regelmäßig zu erholen (Vergleichsgruppe: 86 Prozent). Die Firmen als ganzes brennen also aus.
Im Rausch der Geschwindigkeit, ManagerSeminare Februar 2011