Die paradoxe Wirkung der Zerstreuung
Ablenkungen hemmen die Produktivität. Dabei würde man intuitiv meinen, dass eine selbstgewählte Ablenkung, beispielsweise die kurze Zwischenstation auf Facebook oder eine schnelle Whatsapp-Nachricht an einen Freund, eben weil sie aus Selbstbestimmung erfolgt, wesentlich schädlicher ist als die ständigen Störungen durch Mails oder Telefonate, die nicht kontrollierbar sind. Eine Studie von Ioanna Katidioti, Doktorandin an der Universität von Groningen, zeigt nun: Wer sich aus freien Stücken zur Unterbrechung der Arbeit entscheidet, verschwendet dadurch etwas mehr Zeit. Des Rätsels Lösung: Eine Störung kommt aus heiterem Himmel - man folgt ihr unmittelbar. Wer den Break hingegen selbst herbeiführt, muss diese Entscheidung erst treffen, und das kostet Zeit - in der Studie konnte Katidioti eine Differenz von 1,5 Sekunden messen, die diejenigen, die sich selbst ablenkten, länger brauchten, um den Wechsel der Tätigkeit zu vollziehen. Andererseits: Selbstbestimmung und die Freiheit, auch mal was anderes zu machen, fördern auch die Kreativität. Benjamin Baird, Doktorand an der Universität von Kalifornien in Santa Barbara, etwa fand heraus, dass Menschen, die zwischen dem Bewältigen einer gleichen Aufgabe, eine kurze Phase mit einer Tätigkeit einlegten, die sie nicht ganz so beanspruchte, so dass Ihnen Raum zum Tagträumen blieb, ihre Leistung um 41 Prozent verbesserten.
Das Problem der Ablenkungen, WiWo 3.10.16