Die IG Metall fordert eine 30-Stunden-Woche für Väter und Mütter, Attac favorisiert die gleiche Arbeitszeit, allerdings unabhängig davon, ob Arbeitnehmer Nachwuchs haben oder nicht. Und auch die Sozialwissenschaftlerin Jutta Allmendinger findet, 32 Stunden pro Woche zu arbeiten, reiche völlig aus. Die Generation Y macht ohnehin immer öfter potentiellen Arbeitgebern deutlich, dass Karriere für sie nicht das Leben sei. In den letzten Monaten häufen sich die Ideen und Diskussionen darüber, wie viel Arbeit uns gut tut - und ob wir nicht im Job vielleicht kürzer treten sollten. Immer mehr Arbeitnehmer fühlen sich desillusioniert, weil von der eigenen Rackerei immer weniger auf dem eigenen Konto hängen bleibt. Ein Eindruck, den der Wirtschaftswissenschaftler und Attac-Unterstützer Heinz-Josef Bontrup nur bestätigen kann. Seinen Berechnungen zufolge sind in den Jahren von 2000 bis 2013 rund 1,1 Billionen Euro brutto von unten nach oben verschoben worden - die Arbeitnehmer schuften und schuften, aber den Gewinn streichen Aktionäre und Unternehmer ein. Zugleich scheint die Schufterei auch immer mehr Menschen krank zu machen. Allein 2013 gingen 75.000 Arbeitnehmer wegen psychischer Erkrankungen in Frührente. Wo Menschen mit gutbezahlten Jobs es sich, meist auch gepaart mit etwas Verzicht, durchaus leisten könnten, weniger zu arbeiten, gilt das für die Wenigverdiener natürlich nicht. Deshalb fordern auch viele Gewerkschaften eine Arbeitszeitreduzierung bei Lohnausgleich. Dass sich mit weniger Zeiteinsatz im Job sogar mehr erreichen lässt, zeigt die Großmolkerei Tine, die schon 2007 die Arbeitszeit verkürzte. Die Angestellten erhalten den gleichen Lohn, sollen aber auch die gleiche Leistung erbringen wie zuvor. Diese Rechnung scheint aufzugehen, denn laut Aussagen der Molkerei sei die Effektivität sogar noch stärker gestiegen. Weniger kann also auch mehr sein ...
Wie viel wollen wir noch arbeiten? Spiegel online 1.5.14
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