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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Systematisches Auspowern durch Leiharbeit

Eine von der IG Metall in Auftrag gegebene Studie zeigt: Leiharbeit wird von vielen Unternehmen längst nicht mehr nur zum Ausgleich von Arbeitsspitzen verwendet, sondern zunehmend auch in strategischen Bereichen. Die Folge: Festangestellte und Leiharbeiter stehen so zunehmend in direkter Konkurrenz zueinander - und stacheln sich dabei wechselseitig zu Höchstleistungen an. Der Arbeitssoziologie Klaus Dörre, der die Studie begleitete, spricht hier sogar von systematischem Auspowern. "Die Festangestellten haben permanent das Gefühl, ihr Privileg eines relativ sicheren Jobs permanent gegen die Leiharbeiter verteidigen zu müssen. Die Leiharbeiter wiederum wollen natürlich so gut arbeiten, dass sie irgendwann ein Jobangebot erhalten. Ein reales Beispiel aus unserer Studie: In einem westdeutschen Betrieb wird Akkord und im Zweischichtbetrieb gearbeitet; eine Schicht besteht nur aus Leiharbeitern, die andere nur aus Stammbeschäftigten. Zuerst haben die Leiharbeiter zehn Prozent über Soll gearbeitet, dann zog die Stammbelegschaft nach. Dann legten wieder die Leiharbeiter vor und so weiter und so fort. Zum Untersuchungszeitraum lag der Betrieb bei 170 Prozent der Leistung", erzählt Dörre. Der Forscher kritisiert, dass die Lohneinbußen von Leiharbeitern verglichen mit Angestellten bei 20 bis 30 Prozent lägen, und das, obwohl aufgrund der häufigen Wechsel und der Energie, die für eine neue Einarbeitung seitens der Leiharbeiter aufgebracht werden müsse, ihr Stresspegel deutlich höher liege als bei Angestellten. "Ein Leiharbeiter ist im Durchschnitt drei Monate in einem Betrieb, manchmal sind es auch nur drei Wochen. Dann steht ein Wechsel an. Für diese Flexibilität müssen Leiharbeiter eine enorme Energie aufbringen. Deshalb sollte flexible Arbeit teurer sein, das würde der Leistung der Menschen viel mehr entsprechen. Dann würde Leiharbeit sogar attraktiv werden, vor allem für junge, gut ausgebildete Berufseinsteiger", so Dörre.
"Das System powert die Leute systematisch aus", SZ 19.8.2009

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