Stabile Mitte mit wachsendem Gespür für Ungerechtigkeit
Die wenigsten Deutschen empfinden ihre persönliche wirtschaftliche Lage als schlecht, doch die Wahrnehmung einer gefühlten Ungerechtigkeit wird immer ausgeprägter - so das Ergebnis einer Repräsentativbefragung im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Der Anteil der Bevölkerung, die ihre wirtschaftliche als sehr schlecht einschätzt, lag 2008 bei vier Prozent und damit ungefähr gleich hoch wie bereits vor 30 Jahren. 56 Prozent der 5.000 Befragten schätzen ihre Lage dagegen als gut bis sehr gut ein. Acht Prozent der Befragten ordnen sich sogar in einer "gehobenen Wohlstandszone" ein - ein Anstieg um zwei Prozent im Vergleich zu 1998. Eine Auflösung der Mittelschicht lässt sich daher mit diesen Zahlen nicht nachweisen, wohl aber zeigt die Studie, dass das Empfinden für Ungerechtigkeit sehr stark ausgeprägt ist. So glauben 77 Prozent der Befragten, dass es starke Konflikte zwischen Arm und Reich in Deutschland gebe, was einen Anstieg von 22 Prozent in den letzten zehn Jahren bedeutet. Lediglich rund die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass man mit harter Arbeit zu Reichtum kommen könne. 82 Prozent sehen hingegen gute Beziehungen als entscheidend an, 80 Prozent bessere Ausgangsbedingungen und 68 Prozent Begabung. 54 Prozent sagen, dass Unehrlichkeit der Schlüssel zu materiellem Wohlstand sei.
"Die gefühlte Ungerechtigkeit wächst", FAZ 10.2.2009