Postmaterialistische Werte nehmen zu
Analysen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung auf Basis des Soziooekonomischen Panels zeigen, dass in Deutschland die postmaterialistischen Werte immer wichtiger werden. So stieg in Westdeutschland der Anteil der Postmaterialisten in den letzten 20 Jahren von 38 auf 47 Prozent, in Ostdeutschland von 22 auf 45 Prozent. Unter Materialismus verstehen die Sozialwissenschaften, dass Menschen Sicherheit, wirtschaftlichen Aufstieg und ökonomische Absicherung höher bewerten als so genannte postmaterialistische Ziele wie individuelle Selbstentfaltung, Emanzipation, politische Mitbestimmung oder auch politische Ziele wie Umweltschutz. Eine Datenbetrachtung über mehrere Jahrzehnte belegt, dass die jüngsten Entwicklungen die Fortsetzung der allgemeinen Tendenz sind, dass jede Folgegeneration postmaterialistischer eingestellt ist als ihre vorhergehende Generation. Vor allem Selbstständige, Freiberufler, leitende Angestellte und Beamte weisen mit 55 Prozent einen hohen Anteil an Postmaterialisten auf, während es bei den Arbeitern nur 44 Prozent sind. Spitzenwerte weisen die Freiberufler und Selbstständigen ohne Mitarbeiter (61 Prozent) auf sowie die Auszubildenden (60 Prozent). Betrachtet man die Parteibindung, finden sich die meisten Postmaterialisten unter den Anhängern von Bündnis 90/Die Grünen (74 Prozent) und bei der Linken (60 Prozent).
DIW-Wochenbericht 20.8.2008