In Deutschland werden jedes Jahr 1,5 Milliarden unbezahlte Überstunden von Mitarbeitern geleistet, was etwa 800.000 Vollzeitarbeitsplätzen entspricht. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung beklagt der Betriebsratsberater Christian Stupka, dass aus Mitarbeitern Maximalleistungen herausgepresst werden, ohne Rücksicht auf gesundheitliche Verluste. Mehrarbeit an sich ist laut Stupka kein Problem, wenn Phasen der extremen Anspannung sich mit weniger stressigen Arbeitsphasen abwechseln, die Mehrbelastung also eher die Ausnahme bleibt. Die Realität sieht jedoch anders aus: "Es sind zwar 40 Stunden pro Woche vereinbart, aber sämtliche Überstunden sollen mit dem Gehalt pauschal abgegolten sein. Das führt oft zu 50-Stunden-Wochen, und diese Mitarbeiter stehen so unter Druck, dass die Zahl der psychisch bedingten Erkrankungen in diesen Berufen dramatisch zunimmt." Stupka beklagt, dass viele Unternehmen aus der Krise Profit ziehen: Sie umgehen die Gewerkschaften und schließen mit den Mitarbeitern dauerhafte Vereinbarungen über Mehrarbeit, um Vorteile gegenüber den Wettbewerbern zu erlangen. Eine sich verselbstständigen Spirale "Das geht dann so aus wie im Kino, wenn in der dritten Reihe einer aufsteht, um besser sehen zu können. Nach und nach stehen alle auf. Am Ende sehen alle so gut oder schlecht wie vorher, nur dass es jetzt für alle ungemütlicher ist."
"Es kommt zu extremen Gesundheitsschäden", SZ 11.3.2010
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