Das Magazin Forum Nachhaltig Wirtschaften hat einen Dialog zwischen Gesundheitsexperten angeregt und sie über die Frage, wie viel Verantwortung Unternehmen für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter haben, diskutieren lassen. "Gesundheitsmanagement ist klassisches Risikomanagement - es dient der Risikominimierung und der Ressourcenpflege. Wo technisches Kapital regelmäßig gewartet und inspiziert wird, liegt es in der unternehmerischen Verantwortung, auch in die Gesundheit der Beschäftigten zu investieren und dabei gleichermaßen deren Eigenverantwortung zu stärken. Diese Investition dient dem dauerhaften Erhalt von Leistungsfähigkeit und Mitarbeiterengagement und damit der Produktivität der Unternehmen", sagt Dr. med. Andreas Tautz, Chief Medical Officer von Deutsche Post World Net und Leiter des Konzerngesundheitsmanagements. Susanne Lexa, Referentin für Soziale Sicherung bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), sieht dagegen eher die Mitarbeiter in der Verantwortung: "Eigenverantwortliches Handeln kann nicht durch Druck von außen ersetzt werden. Gesund zu bleiben und die Gesundheit zu stärken, ist ohne die eigene Mitwirkung, ohne eigenes Wollen kaum möglich. Nur in ihrem Einflussbereich können Unternehmen präventiv tätig werden und die Gesundheitskompetenz ihrer Mitarbeiter durch geeignete Angebote erhöhen. Die Betriebe können nicht allein der Gesundbrunnen der Gesellschaft sein. Gesundheitsvorsorge ist in erster Linie die Sache eines jeden Einzelnen." Prof. Dr. Bernhard Badura, Professor an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld, hält einer solchen Privatisierung von Gesundheitsrisiken entgegen, dass oftmals gerade die Arbeits- und Organisationsstrukturen in Unternehmen krankmachende Auswirkungen haben, weshalb die Unternehmen hier in einer besonderen Verantwortung stünden: "Die Forschung belegt: Maßnahmen, die an den Arbeitsbedingungen, bei der Qualifikation der Beschäftigten sowie an der Qualität der Führung, der Unternehmenskultur und dem Betriebsklima ansetzen, zeigen deutlich nachhaltigere Wirkungen auf die Gesundheit als Gesundheitschecks oder Kurse zur Stressbewältigung. Psychische Belastungen beeinträchtigen die Leistungsfähigkeit und -bereitschaft in besonderer Weise und schaden dadurch Beschäftigten und Unternehmen. Präsentismus, also psychisch bedingte Produktivitätsverluste, nicht Absentismus, also das krankheitsbedingte Fernbleiben, ist das Hauptgesundheitsproblem moderner Volkswirtschaften." Forum Nachhaltig Wirtschaften, 15.5.2009
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