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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Fairness als Antriebsfaktor im Business

Armin Falk, Professor an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn, stellt mit seinen Forschung im Bereich Neuroökonomie das Bild des homo oeconomicus gründlich auf den Kopf. In verschiedenen Experimenten belegt er, dass Menschen in wirtschaftlichen Kontexten nicht alleine von egoistischen Motiven getrieben werden und sich Leistungen nicht durch Kontrolle erpressen lassen. Beim klassischen Experiment des Teilens etwa, bei dem eine Person einen Betrag X erhält und einer anderen davon etwas abgeben kann oder auch nicht, zeigt sich: Erhält der Empfänger einen Anteil von weniger als 40 Prozent der Gesamtsumme, verweigert er den Deal - mit dem Ergebnis, dass beide Beteiligten leer ausgehen. Rein ökonomisch betrachtet wäre für ihn jedoch bereits ein geringer Betrag ein "Gewinn". Der Versuch zeigt, dass es darum anscheinend nicht ausschließlich geht, sondern auch das Gefühl, fair behandelt worden zu sein, eine Rolle spielt. Bei einer Variante des Experiments verdreifacht der Versuchsleiter den Betrag, der weitergegeben wird. Und das Gegenüber hat dann die Möglichkeit, von dieser erhöhten Summe dem Geber etwas zurückzugeben. Aus Sicht des homo oeconomicus müsste der Empfänger eigentlich die volle Summe behalten, also seinen persönlichen Gewinn maximieren. Im Labor zeigt sich jedoch, dass der Empfänger dem Geber in den meisten Fällen etwas zurück gibt. Falk untersuchte auch, welches Verständnis Chefs und Arbeitnehmer von gerechter Bezahlung haben. Nach Absolvieren einer Aufgabe, die vom Chef delegiert wird, erhält dieser dafür einen Betrag X und muss ihn mit demjenigen, der die Arbeit ausgeführt hat, teilen. Die "Arbeiter" erwarten hier im Schnitt einen Anteil von zwei Dritteln, während die "Chefs" ihnen nur etwa 40 Prozent zubilligen. Der "Ärger" über diese Ungleichbehandlung zeigt sich bei den "Arbeitern" in Form einer deutlich erhöhten Herzfrequenz. Für Falk ein wichtiges Signal im Hinblick darauf, dass Stress in westlichen Ländern die Hauptursache für Herzerkrankungen ist. Strenge Kontrolle erzeugte in Falks Experimenten Gegenwehr, denn Mitarbeiter, deren Entlohnung an die Befolgung genauer Vorschriften gekoppelt war, leisteten deutlich weniger als diejenigen, die selbstbestimmt und ohne Vorgaben arbeiten durften. Die stark fremdbestimmten Mitarbeiter bestätigten, dass sie auf das ihnen auf diese Weise entgegengebrachte Misstrauen bewusst mit Leistungszurückhaltung reagiert hätten. Unter dem Strich zeigen all diese neuroökonomischen Experimente, dass Fairness und Selbstbestimmung zum einen im Business eine große Rolle spielen und zum anderen gute Geschäfte fördern können.
Warum Egoismus im Geschäftsleben schadet, Spiegel online 12.11.09

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