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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Das gefühlte Unbehagen im Sozialstaat wächst

In der Bevölkerung scheint sich immer mehr das Gefühl zu verstärken, vom Absturz nur wenige unglückliche Entwicklungen entfernt zu sein. Nicht nur die Politik tut sich mit dieser Entwicklung schwer. Auch manche Medien versuchen das real gefühlte Unbehagen mit Fakten wegzudiskutieren. Die Welt beispielsweise führt in einem Artikel an, dass zwischen 2009 und 2013 die Bruttoerwerbseinkommen der unteren zehn Prozent der Vollzeitbeschäftigten um 6,6 Prozent gestiegen seien, währen die reichsten zehn Prozent ihre Einkommen im selben Zeitraum um 2,8 Prozent gesteigert haben. Die Schere gehe also nicht weiter auseinander. Auch ein Zahlenvergleich mit den USA soll zeigen, dass in Deutschland doch alles zum Besten stehe. In beiden Ländern zählt laut Welt ein Drittel der Bevölkerung zur Gruppe der Einkommensschwächeren. Der Einkommensmitte seien in Deutschland allerdings 27 Prozent zuzurechnen, in den USA nur 23 Prozent. Bei der oberen Mitte herrscht fast Gleichstand - 20 Prozent in Deutschland und 19 Prozent in den USA gehören ihr an. Die Kluft zu den Reichen ist in Deutschland kleiner - hier sind es elf Prozent, in den USA 16 Prozent. Die Wahrnehmung der eigenen Lebenssituation hat jedoch nicht unbedingt etwas mit Statistik zu tun. Und: So viel besser als in Amerika ist die Einkommenslage hier ja gar nicht. Der Versuch des Welt-Artikels, mit Zahlen eine heile Welt zu zaubern, deutet auf das eigentliche Problem. Vielen Menschen geht es in Deutschland heute tatsächlich gut. Doch erleben sie im Alltag auch, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Jobverlust, eine Krankheit oder schlicht das nahende Rentenalter - all diese gefühlten Bedrohungen des eigenen Lebensstandards sind nun einmal real. Und viele Bürger erkennen nicht, dass die Politik etwas unternähme, um diese existenziellen Sicherheiten zu verbessern. Statistische Kniffe sorgen da kaum für eine bessere Wahrnehmung, solange die Fakten darum herum sich nicht verbessern.
Den Deutschen geht es besser, als sie sich fühlen, Die Welt 5.9.16

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