Studieren erhöht nicht unbedingt die Kompetenz
Die Kritik am Bachelor-Studium reißt nicht ab, denn unter intellektuellen Gesichtspunkten geht es in vielen reformierten Studienfächern längst nicht mehr darum, die Denkfähigkeit der Studenten zu fördern, sondern darum, ihnen möglichst viel im Job direkt umsetzbares Fachwissen einzuimpfen. Welche Kehrseite dieses "praxisnahe" Vorgehen mit sich bringt, zeigt eine Studie aus den Vereinigten Staaten. Zwei Soziologen untersuchten, wie Studenten in dem Test "Collegiate Learning Assessment" abschneiden. Der Test misst Fähigkeiten wie logisches Denken, die Fähigkeit, Probleme zu lösen, und Sprachverständnis. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Nach zwei Studienjahren zeigten 45 Prozent der 2.300 beteiligten Studenten von 24 Hochschulen keine Verbesserungen in den gemessenen Kompetenzen. Nach vier Jahren waren es immerhin noch 36 Prozent, die keinerlei Erweiterung ihrer diesbezüglichen Fähigkeiten verbuchen konnten. Und: Die Studenten, die bessere Testergebnisse erreicht hatten, verzeichneten allenfalls marginale Steigerung. Interessant: Vor allem die Geisteswissenschaftler, deren Fächer nur allzu gerne geschmäht werden, weil sie wenig direkt umsetzbaren Nutzen für die Wirtschaft generieren, verbesserten ihre Testergebnisse überdurchschnittlich. Die angehenden Wirtschaftswissenschaftler hingegen schnitten im Laufe der Jahre nicht besser beim Test ab.
Forscher attackieren Universitäten, WiWo 19.1.11