Sind Physiker intelligenter als Geisteswissenschaftler?
Eine Übersichtsstudie über den Zusammenhang von Intelligenz und Studienfachwahl aus den USA legt auf den ersten Blick nahe, dass „intelligente“ Menschen sich vor allem in den Naturwissenschaften, insbesondere in der Physik und der Mathematik, sammeln, während vermeintlich weniger Intelligente eher in den Geistes- und Erziehungswissenschaften landen. Die Studie untersuchte mehrere Tests aus fünf Jahrzehnten mit Datensätzen von mehreren Millionen angehenden Studierenden – und alle legten in etwa dieses Bild nahe. Interessanter- oder vielleicht auch zynischerweise landeten die Wirtschaftswissenschaftler in allen Vergleichen eher im Mittelfeld. Heißt das, dass Menschen, die sich zu kulturellen, sozialen und gesellschaftlichen Arbeitsfeldern hingezogen fühlen, dümmer sind? Wohl kaum, denn das, was in den verschiedenen Tests als Intelligenz gemessen wurde, bezieht sich hauptsächlich auf kognitive und mathematisch-technische Aspekte, während in den klassischen Erhebungsinstrumenten soziale Fähigkeiten, historische Kenntnisse oder auch das Gespür für größere gesellschaftliche Zusammenhänge erfahrungsgemäß keine Rolle spielen. Die Studie zeigt also eher, dass aufgrund des vorherrschenden kulturellen Selbstverständnisses vor allem wirtschaftlich verwertbare Fähigkeiten eine Rolle spielen und gemessen werden – was dazu führt, dass eine vordergründung materiell-funktionalistische Kultur sich selbst aufrechterhält, obwohl die weiteren gesellschaftlichen Entwicklungen schon lange nahe legen, dass wir ganz andere Fähigkeiten dringend stärker gewichten und vor allem kultivieren sollten.
Was das Studienfach über die Intelligenz aussagt, WiWo 10.2.15