In der Arbeitswelt hat sich klammheimlich die organisierte Schizophrenie eingeschlichen, konstatiert Ethikexperte Ulf D. Posé in einem Beitrag für das Weiterbildungsmagazin ManagerSeminare. Der Präsident des Ethikverbandes der Deutschen Wirtschaft kritisiert die reale und geistige Trennung zwischen Berufs- und Privatleben. „Beide Welten gehören untrennbar zusammen, und wer in der einen verkümmert, der tut dies irgendwann auch in der anderen. Der Versuch, vor der einen Welt in die andere zu fliehen, birgt die Gefahr, zum sozialen Krüppel zu werden. Die Psychologie nennt diesen Zustand Desintegration: Sich entweder nur in seinem Privatleben oder nur in seinem Berufsleben verwirklichen zu wollen, verhindert eine ausgleichende Integration beider Welten in sein Lebenskonzept, es drohen Angst, Aggression und Niedergeschlagenheit. Erst wenn es gelingt, Arbeit und Leben für sich in Einklang zu bringen, entsteht die Basis für ein stabiles Ich, eine ganze Person“, meint Posé. Der Ethikexperte warnt davor, sich im Beruf allein auf eine emotionslose Ebene der Pseudoprofessionalität zurückzuziehen und Gefühle ins Privatleben zu verbannen. Die Folge einer solchen Spaltung sei, dass immer mehr Führungskräfte unter der Krankheit Alexithymie leiden, einer „Stummheit der Seele“. Posé sieht in der Schaffung von Bedingungen, die eine Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ermöglichen, eine gesellschaftliche Grundbedingungen, denn Menschen nur auf eine Rolle zu beschränken, sei letzten Endes nur eine „Maske für soziale Beschädigung“.
ManagerSeminare, Januar 2010
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