Der Zwang zur Selbstoptimierung
Neuro-Enhancement ist zwar kein Massenphänomen, doch die Indizien, dass die Wettbewerbskultur und der wachsende Leistungsdruck immer mehr Menschen mit einer empfundenen Notwendigkeit der Selbstoptimierung konfrontieren, mehren sich. Die Aufmerksamkeit mit Ritalin pushen, Antidepressiva für besseren Schlaft? Substanzmissbrauch scheint eine logische Folge einer "kompetitiven Leitkultur" zu sein, wie Nicola Erny, Professoring für Praktische Philosophie an der Hochschule Darmstadt, das gesellschaftliche Klima unserer Zeit beschreibt. Zwei Studien des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung zufolge ist der Anteil der Studierenden, die schon einmal Substanzen eingenommen haben, um mit dem Lernstress zurechtzukommen, in den letzten vier Jahren von 12 auf 14 Prozent gestiegen. Eine Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zeigt eine ähnliche Situation - 8,3 Prozent der Befragten gaben an, schon einmal Medikamente wie Ritalin eingenommen zu haben, um den beruflichen Belastungen besser standzuhalten. Thomas Damberger, Mitarbeiter am Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung an der Universität Frankfurt regt vor diesem Hintergrund an zu fragen: "Stimmt vielleicht etwas an den Verhältnissen nicht?"
Mit Ritalin fit für die Prüfung? FAZ 4.11.15