Das Belohnungssystem überlisten
Der Mensch neigt dazu, kurzfristige Gewinne zu bevorzugen. Und das Aufschieben von Bedürfnissen erscheint den meisten als Kraftakt. Das muss jedoch nicht so sein, wie eine amerikanische Studie zeigt. Fragt man einen Menschen, ob er jetzt 6 Dollar oder in einem Monat 8 Dollar bekommen möchte, tendieren viele dazu, die schnellere Belohnung zu bevorzugen. Das könnte unter anderem daran liegen, dass diese Wahl das Belohnungssystem stärker aktiviert als die aufgeschobene Gratifikation, auch wenn diese höher ausfällt. Berücksichtigt die Formulierung der Frage jedoch stärker die Konsequenzen - heute 6 Dollar bedeutet im kommenden Monat 0 Dollar, heute 0 Dollar bedeutet im kommenden Monat 8 Dollar - reagiert das Gehirn indes anders. Das Belohnungssystem wird in dieser komplexen Situation weniger stark aktiviert, gleichzeitig ist in Sachen Willenskraft eine geringere Gehirnaktivität messbar. Die Wissenschaftler schließen daraus, dass das explizite Mitbedenken künftiger Wirkungen Entscheidungen zugunsten einer Alternative, die vermeintlich mehr Kraftaufwand zu erfordern scheint - nämlich den Aufschub einer Bedürfnisbefriedigung -, begünstigen kann, und dies, ohne die eigene Willenskraft übermäßig zu strapazieren.
Selbstbeherrschung ohne Anstrengung der Willenskraft, Gehirn & Geist 23.6.14