Nicht zuständig - Plädoyer für eine Whistleblower-Kultur
"Die negative Kultur des Drucks und der Kritikunfähigkeit ist hierzulande der Regelfall", bemängelt Johannes Ludwig, Vorstand des Whistleblower-Netzwerks. Die VW-Affäre und der späte Zeitpunkt ihrer Entdeckung hat in den Augen des früheren Management-Professors viel damit zu tun, dass hierarchische Kulturen ein Schweigen begünstigen. "Mitarbeiter müssen nicht nur das Problem als Problem wahrnehmen, sondern auch das Gefühl haben, dass es wichtig ist, etwas zu ändern. Und nicht zu glauben, sie wären nicht zuständig", so Ludwig. Er bemängelt, dass es in Deutschland nach wie vor keine Kultur gebe, die das Aufklären unzulässigen Unternehmenshandelns erleichtere. Im Gegenteil, gegenwärtig werde an der Einführung des Straftatbestands der Datenhehlerei gearbeitet, was es künftig erschweren dürfte, schwarze Schafe im Business aufzudecken. Ludwig fordert deshalb Schutzgesetze für Whistleblower, denn bisher riskieren die, die Unregelmäßigkeiten ihres Arbeitgebers öffentlich machen, meist alles.
"VW ist nicht Katastrophe genug", taz 23.10.15