Gedanken loslassen braucht Training
Im Zuge des gegenwärtigen Achtsamkeits-Hypes ist immer wieder auch die Rede davon, dass das Loslassen der eigenen Gedanken ein wesentlicher Schritt zu mehr innerer Freiheit ist. Wer im Gedankenkarussell gefangen ist, frage sich natürlich, wie das gehen soll. "Im Zazen versuchen wir, die Gedanken einfach so zu lassen, wie sie sind, so wie Vogelstimmen, wie Insekten und loszulassen. Und loslassen ist etwas, was man nicht machen kann. Der Trick ist, die Gedanken anzunehmen. Wenn man die Realität oder das Leiden oder sich selbst loslassen will, muss man gleichzeitig die Realität, das Leiden, sich selbst annehmen. Also, wenn ich etwas nicht annehmen will, wie es ist, dann wird es zum Problem für mich. Wenn ich es annehme, wie es ist, muss ich nichts damit machen, das heißt, in dem Moment ist es schon losgelassen", erklärt der deutsche Abt Muho, der in Japan dem Zen-Kloster Antaiji vorsteht, in einer Sendung von Deutschlandfunk Kultur. Hört sich einfach an, oder? Ist aber nicht immer so einfach zu realisieren, denn unsere Denkgewohnheiten können sehr mächtig sein. Die im Kloster Praktizierenden meditieren pro Jahr etwa 1.800 Stunden ... Mit ein paar Minuten Meditation ist es vielleicht nicht getan, aber sie können ein Anfang sein. "Echtes Glück bedeutet, dass man auch mal sein Unglück annehmen kann. Echte Erleuchtung bedeutet, aufzuhören, danach zu suchen, wie der Hund, der herumschnüffelt und nach der Bratwurst sucht", sagt Abt Muho.
"Wenn du ganz stille sitzt, dann geschieht etwas", Deutschlandfunk Kultur 21.1.18