Warum die Psyche mehr Beachtung braucht
Psychische Erkrankungen sind in der Wahrnehmung der meisten Menschen so etwas wie Sonderfälle des Lebens - eher die Ausnahme als die Regel. Untersuchungen, die auf Stichproben basieren, zeigen, dass zum gegebenen Zeitpunkt zwischen 20 und 25 Prozent der Bevölkerung akut unter einer psychischen Erkrankung leiden. Im Langzeitvergleich ergibt sich indes ein deutlich drastischeres Bild. Eine Langzeituntersuchung mit Teilnehmern aus Neuseeland, bei der die Probanden von der Geburt bis ins mittlere Lebensalter begleitet wurden, zeigte durch regelmäßige Screening, dass mehr als 80 Prozent der untersuchten Personen zumindest einmal während der Studie zumindest kurzzeitig unter einer psychischen Störung leiden. Studien wie diesen geht es nicht um Pathologisierung, zumal sie gleichermaßen belegen, dass solche Krankheitsepisoden nicht dauerhafter Natur sind. Sie wollen dafür sensibilisieren, wie verbreitet psychische Probleme sind - und neue Ansätze für passende Hilfen eröffnen. Viele Mediziner erhoffen sich auch ein Umdenken im gesellschaftlichen Umgang mit psychischen Erkrankungen.
Nur eine Minderheit bleibt ein Leben lang psychisch gesund, spektrum.de 27.10.17