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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Streiten kann man lernen

Immer wieder wird thematisiert, wie in den letzten Jahren der gesellschaftliche Umgangston dabei ist, zu verrohen. Romy Jaster, Philosophie-Dozentin an der Humboldt-Universität in Berlin, findet streiten gut - solange man mit seinem Gesprächspartner dabei in einem guten Kontakt bleibt. Die Mit-Gründerin des Forums für Streitkultur, das sich für eine konstruktive und demokratische Form der Debatte einsetzt, erklärt in einem Interview mit der Hertie Stiftung, worauf es bei gutem Streiten ankommt. "Die größte Streittugend ist aus unserer Sicht das Wohlwollen gegenüber dem Streitpartner und dem, was er sagen möchte. Das bedeutet zunächst einmal, nicht irgendetwas aus dessen Worten zu interpretieren, sondern genau wahrzunehmen, was der andere wirklich gesagt hat. Wohlwollen zu zeigen heißt aber auch, die Worte des anderen nicht sofort in der ungünstigsten und schlechtesten Weise auszulegen, sondern sich zu überlegen, was diese Person wohl eigentlich gemeint hat und das Gesagte in der wohlmeinendsten und plausibelsten Weise zu interpretieren", sagt sie. Und für sie hat streiten viel mit Tugend zu tun. "Demut und Bescheidenheit, was die Haltbarkeit des eigenen Standpunktes angeht", sind in Jasters Augen wesentlich, damit eine Auseinandersetzung der Erkenntnisgewinnung dienen kann und nicht im Eklat verendet. Wichtig sei auch wirkliches Interesse: "Unser Ziel ist es herauszufinden, was entsteht, wenn man sich ernsthaft für die Position eines Menschen interessiert, dessen Ansichten man vielleicht vorher als unmöglich oder dumm abgetan hätte. Dadurch entstehen häufig sehr interessante Gespräche und man lernt eine Menge." Vielleicht entstehen heute viele nervige Debatten auch deshalb, weil viele Menschen vor allem an sich selbst und ihren eigenen Gedanken interessiert sind.
Streiten ist demokratisch, Hertie Stiftung

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Buch-Tipps
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