Sensibilität für ethische Verstöße wächst
Die wiederkehrenden Schlagzeilen über Top-Manager, die aufgrund von Verfehlungen ihre Posten verlieren, hinterlassen bisweilen den Eindruck, dass in der Wirtschaft immer mehr eine Wildwest-Mentalität um sich greift. Eine andere Schlussfolgerung könnte allerdings auch sein, dass die ethischen Maßstäbe sich immer deutlicher ausformulieren und heute Verstöße, die einst schlicht ignoriert wurden, zum Thema gemacht werden. Eine Untersuchung der Unternehmensberatung Strategy& zeigt: Im vergangenen Jahr mussten 18 Vorstandschefs der weltweit größten 2.500 börsennotierten Unternehmen zurücktreten. Im Zeitraum von 2007 bis 2011 waren es insgesamt noch 52 Chefwechsel (3,9 Prozent), die auf diese Weise zustande kamen, von 2012 bis 2016 schon 82 (5,3 Prozent). Gründe waren Betruf, Bestechung, Insiderhandel, entstandene Umweltkatastrophen, gefälschte Lebensläufe oder auch sexuelle Indiskretionen. Die Studie deutet das Ergebnis dahingehend, dass die Sensibilität der Unternehmen und der Öffentlichkeit in den letzten 15 Jahren im Hinblick auf solches Fehlverhalten deutlich gewachsen sei, so dass viele Taten, die vor Jahren noch einfach so durchgingen, heute Konsequenzen haben.
Sind Chefs heute unmoralischer als früher? FAZ 15.5.17