Null Bock auf Führung
Über Jahrzehnte schien der Aufstieg in eine Führungsposition für viele Berufstätige etwas sehr Erstrebenswertes. Doch inzwischen scheint das Blatt sich zu wenden. Eine repräsentative Befragung der "Initiative Chefsache", einem Zusammenschluss von Führungskräften unter der Schirmherrschaft von Kanzlerin Angela Merkel, mit 5.000 Personen zeigt: Die Neigung, ganz nach oben zu wollen, lässt deutlich nach. Bei der Erhebung im Vorjahr wollten noch 45,1 Prozent der Männer und 37,5 Prozent der Frauen im Job eine Führungsposition erreichen. Nun, ein Jahr später, sind an einer Führungsposition nur noch 40 Prozent der Männer und 33,7 Prozent der Frauen interessiert. Warum das so ist, zeigt die Studie nicht. Allerdings ist anzunehmen, dass selbst ambitionierte Menschen immer seltener bereit sind, das immense Spannungsfeld, das mit Führungspositionen verbunden ist, in ihr Leben zu lassen. Karriere bedeutet für sie vielleicht eher, etwas bewegen zu wollen, aber nicht um jeden Preis. Theoretisch kann das eine gute Entwicklung sein, denn bei all den Initiativen zu mehr Agilität in Unternehmen, die ja auch Hierarchien abbauen wollen, sind Führungspositionen vielleicht ohnehin ein Auslaufmodell.
Wer will schon Chef sein? spiegel.de 8.11.19