Meditation stärkt Aufmerksamkeit und emotionale Balance
In einem Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung erklärt Wolf Singer, einer der angesehensten Neurobiologen in Deutschland, welche positiven Wirkungen Meditation hat. Im Rahmen seiner Forschungen fand Singer heraus, dass das Meditieren die Hirnaktivitäten nicht nur während des mentalen Trainings beeinflusst, sondern dauerhaft bestimmte Hirnfunktionen verändert. "Menschen mit Meditationserfahrung weisen eine verkürzte Aufmerksamkeitslücke auf. Sie können ihre Aufmerksamkeit in viel kürzeren Abständen auf schnell aufeinanderfolgende Reize konzentrieren. Wenn wir älter werden, wird dieser 'attentional blink' immer länger. Wir brauchen immer mehr Zeit, um die Aufmerksamkeit auf den je nächsten Reiz zu lenken. Meditierende können dieser altersabhängigen Zunahme entgegenwirken. Ein siebzigjähriger Meditierender kann einen ebenso kurzen 'attentional blink' haben wie ein dreißigjähriger Mensch. Auch wurde eine Zunahme der grauen Substanz in Bereichen gefunden, die sich mit der Steuerung der Aufmerksamkeit befassen). Wenn man trainiert, verändert man Verschaltungen im Gehirn", so Singer. Ein weiterer positiver Effekt: Wer meditiert, entwickelt die Fähigkeit, Emotionen sauberer zu differenzieren, was im Business-Alltag von großem Vorteil sein kann, beispielsweise um Gesprächspartner besser einschätzen zu können, denn so Singer: "Wenn andere uns mit Gesichtsausdrücken täuschen wollen und etwa versuchen, freundlich auszusehen, aber eigentlich ärgerlich sind, dann schleichen sich Mikroexpressionen ein. Für kurze Momente drückt die Mimik den Ärger aus. Das führt bei uns unbewusst zu dem Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Menschen mit großer Meditationserfahrung können offenbar die extrem kurzen Expressionen weit besser wahrnehmen. Sie sind weniger täuschbar."
"Das Abenteuer unseres Bewusstseins", FAZ 29.4.2008