Gegenwind für Achtsamkeit im Business
Der Achtsamkeitstrend ruft in letzter Zeit immer wieder auch Skeptiker auf den Plan - und zwar nicht etwa jene, die finden, dass Meditation, erst recht im Business, nicht mehr als grober Unfug ist, sondern jene, die ahnen, dass verordnete Entspannungskurse für Firmen auch ein Weg sein können, Mitarbeiter gefügiger zu machen. Die Basler Zeitung beispielsweise berichtet, dass der Management-Vordenker Manfred Kets de Vries, Professor für Leadership Development und Organisational Change an der französischen Wirtschaftshochschule Insead, und seine Fachkollegin Katharina Balazs, Professorin an der Wirtschaftsschule ESCP Europe, in ihrem Blog den Hype um die Achtsamkeit in Frage stellen: "Wenn Unternehmen mit einer kompetitiven Kultur Wellnessprogramme einführen, ist ihr Ziel wirklich, das Leben der Mitarbeiter zu ändern? Oder dient dies meistens dazu, zu verhindern, dass überarbeitete Menschen völlig ausbrennen?" Sie kritisieren, dass in zu vielen Firmen Angst und Paranoia herrschten und dem sei nicht mit ein bisschen Meditation beizukommen. Beide plädieren dafür, sich eher mit dem Thema Vertrauen zu beschäftigen. "Vertrauen bedeutet, dass Menschen einander mit gegenseitigem Respekt behandeln, sich integer verhalten und dass faire Prozesse selbstverständlich sind", sagen sie. Das ist natürlich deutlich aufwändiger, als einfach mal ein paar Achtsamkeitskurse ins Leben zu rufen.
«Ist ihr Ziel wirklich, das Leben der Mitarbeiter zu ändern?», Basler Zeitung 18.1.19