Im Interview mit Spiegel Online sensibilisiert die Philosophin Ina Schmidt für den Unterschied zwischen Entspannung und wirklicher Gelassenheit. "Wir haben einen sehr hohen Anspruch daran, was einen gelungenen Alltag ausmacht. Bilder davon, wie die Dinge idealerweise sein sollten, bestimmen unser Denken und Handeln; wir rackern uns damit ab, diese Vorstellungen zu erfüllen. Dabei passen sie oft gar nicht zu uns. Viel zu selten fragen wir uns: Was wäre für unseren Alltag eigentlich angemessen, damit wir gelassen sein können?", gibt Schmidt zu bedenken. Die Philosophin rät mit Seneca dazu, zu einer neuen Form der Selbstakzeptanz zu finden: "Es geht um Selbstakzeptanz innerhalb der eigenen Grenzen. Also keinesfalls ein egoistischer Narzissmus, den ja manche heute als "Selbstoptimierung" sogar als Ideal ansehen. Sondern dass wir uns aller Ecken, Kanten und Unwägbarkeiten so bewusst werden, dass wir trotzdem einen liebevollen Blick entwickeln auf das, was uns ausmacht." Für Schmidt steht dieses Bemühen immer im Kontext der Gemeinschaft. Es geht also nicht um einen nur noch durchdachteren Ego-Trip, denn: "Wir sollen uns nicht um uns selbst bemühen um unseres persönlichen Glücks willen, sondern um damit am besten zur Gemeinschaft beizutragen."
"Häufig verwechseln wir Gelassenheit mit Entspannung", Spiegel online 19.9.15
© Dr. Nadja Rosmann 2024
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