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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Endloswachstum kann nicht funktionieren

In einem kritischen Beitrag in der Zeit fordern Prof. Dr. Pierre Ibisch von der Fachhochschule Eberswalde und Lars Schmidt vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik, dass die Wirtschaft ihr Primat des grenzenlosen Wachstums beenden müsse, um nicht nur die Funktionsfähigkeit des Ökosystems aufrecht zu erhalten, sondern auch einen Kollaps auf gesellschaftlicher Ebene zu vermeiden. Das von den Autoren skizzierte Krisenszenario - das permanente Wachstum der Menschheit dränge funktionsfähige Ökosysteme immer mehr zurück, so dass sie schließlich kollabieren - ist sehr real. Während gegenwärtig vor allem über den Klimawandel diskutiert wird, weisen die Autoren darauf hin, dass die Übernutzung der natürlichen Ressourcen ein mindestens genau so großes Problem darstellt und existenzielle Folgen habe, wie der Blick in die Geschichte zeige: "Eine Gesellschaft, die über längere Zeit die Kapazität der sie tragenden Ökosysteme überlastet, wird unweigerlich einen tief greifenden Transformationsprozess durchlaufen. Im Extremfall steht der Kollaps, also die Auflösung von Strukturen und Merkmalen über die sich komplexe menschliche Gesellschaften definieren: von politischen Institutionen bis hin zu kulturell-integrierenden Mechanismen wie etwa Moralsystemen. Der Kollaps komplexer menschlicher Gesellschaften ist historisch gesehen ein bekannter Prozesse, der in der Geschichte dank weitreichender Isolation der Gesellschaften aber lokal oder regional ablief. Aufgrund des vom Menschen verursachten globalen Umweltwandels sowie der intensiven globalen Verflechtung und der damit geschaffenen gegenseitigen Abhängigkeit fast aller Teilsysteme der menschlichen Gesellschaften ist es erschreckend plausibel, dass bei längerfristiger Überschreitung unserer ökologischen Grenzen ein sich aufschaukelnder Kollaps eintreten könnte." Ibisch und Schmidt kritisieren, dass das kapitalistische Primat des Wirtschaftswachstums das durch steigende Bedürfnisse der Menschen sich ohnehin bereits vollziehende Wachstum zusätzlich anheize. "Der Finanzkapitalismus hat sich in Abwesenheit globaler Regeln verselbstständigt. Im Interesse der oberen Einkommensschichten, der Kapitaleigner, treibt er die Realwirtschaft zu immer größeren Wachstumsraten an, beschleunigt die Zerstörung der Ökosysteme und untergräbt die Integrität menschlicher Gesellschaften", so ihre Kritik. Sie fordern einen Abschied vom Wachstum-um-jeden-Preis-Denken und eine Neubewertung der Klimadiskussion, da eine Reduktion der Treibhausgase alleine nicht ausreiche, um den ökologischen Fußabdruck der Menschheit zu verringern. "Das kapitalistische Entwicklungsmodell hat einem Teil der Weltbevölkerung in vergleichbar kurzer Zeit enormen Wohlstand beschert. Dabei haben wir jedoch in unglaublicher Geschwindigkeit die ökologische Tragfähigkeit unseres Planeten erreicht und überschritten und gleichzeitig große soziale Ungleichheit geschaffen. Ein auf Wachstum begründetes Entwicklungsmodell ist damit, im wahrsten Sinne des Wortes, nicht mehr tragfähig, auch wenn viele - und die Starken besonders stark - immer noch von diesem System profitieren. Der Weg zu einer wahrhaftigen Nachhaltigkeit bedarf daher einer neuen ökologischen Radikalität, die sich konsequent an der Funktionstüchtigkeit der Ökosysteme ausrichtet", so die Forderung von Ibisch und Schmidt.
Das Primat des Wirtschaftswachstums beenden, Die ZEIT 1.12.09

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