Der IQ hat ausgedient
Wie intelligent ist der herkömmliche Intelligenzquotient, der vor allem mathematische, räumliche und sprachliche Fähigkeiten misst? Nicht sonderlich, so das Ergebnis eines Berichts der Wirtschaftswoche, der den aktuellen Stand der multiplen Intelligenztheorie darstellt. Die drei Intelligenzbereiche eigenen sich nach Ansicht vieler Forscher kaum, um die tatsächliche Leistungsfähigkeit von Menschen vorherzusagen, da sie wichtige Qualitäten außer acht lassen. Im Zuge der seit Jahren schwelenden IQ-Diskussion haben verschiedene Forscher bereits darauf hingewiesen, dass auch Faktoren wie die kinästhetische Intelligenz (motorische Fähigkeiten), musikalisches Verständnis (Rhythmusgefühl) sowie inter- und intrapersonale Intelligenz (soziale Kompetenz) eine große Rolle spielen, um Erfolg im Berufs- und Privatleben zu haben. Zu den "neueren", im wissenschaftlichen Diskurs propagierten Intelligenzen gehören außerdem die von dem Amerikaner Daniel Goleman ins Spiel gebrachte emotionale Intelligenz. Jüngste Neuzugänge der Intelligenzskala sind darüber hinaus die naturalistische Intelligenz (Verständnis der Natur) und die existenzielle Intelligenz (Lösung spiritueller Fragen). Diese neuen Intelligenzkonzepte werden - vor allem von deutschen Wissenschaftlern - noch als relativ spekulativ abgetan. Ein Blick in die Unternehmensrealität zeigt jedoch, dass die neuerdings in den Fokus des Interesses gerückten Fähigkeiten immer wichtiger werden, denn wie sollen Konzepte wie Nachhaltigkeit oder Corporate Social Responsibility mit Inhalten und Leben erfüllt werden, wenn Führungskräfte kein Gespür für soziales Miteinander, für das Wechselverhältnis von Mensch und Umwelt sowie für das in der Gesellschaft wachsende Bedürfnis nach Sinn und Spiritualität haben?
"Abschied vom IQ", WiWo 21.12.06