In einem Interview mit der Zeit äußert sich der Informatiker Arno Rolf besorgt darüber, wie stark inzwischen die Technologiegläubigkeit ein Denken in größeren Kontexten erschwert. In Informatik-Studiengängen sei der Schwerpunkt "Informatik und Gesellschaft", der sich unter anderem mit den Wechselwirkungen von Technikentwicklung und gesellschaftlichen Veränderungen beschäftige, so gut wie nicht mehr existent. Die "unfassbar gebrauchstauglichen Dienste", die heute von Technologiegiganten entwickelt werden, führen laut Rolf indirekt dazu, dass es uns immer mehr an kritischer Distanz zu diesen Entwicklungen und ihren möglichen Folgen fehlt: "In den Anfängen des Internets war es der Traum vieler Computerfreaks, ein freies, dezentrales Internet aufzubauen. Aus diesem Traum haben sich heute gigantische Spinnennetze entwickelt. Google, Amazon und Co. stehen dafür exemplarisch. In Spinnennetzen geht die Macht von einem Zentrum aus, mit dem Ziel des Beutemachens, der Einverleibung und der Dominanz. Spinnennetze zu weben und Wettbewerb auszuschalten ist zum Referenzmodell der digitalen Transformation geworden." Dem setzt Rolf entgegen: "Die jungen Leute sollten lernen, dass die Digitalisierung keine Frage allein der Technik und Programmierung ist, sondern auch ökonomische und gesellschaftliche Folgen hat. Und man kann mit Technik die Gesellschaft so oder so gestalten."
Erst denken, dann klicken, Zeit online 31.12.15
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