Die FAZ geht in einem Beitrag der Frage nach, wie sehr der wachsende Konformitätsdruck im Arbeitsleben den Beschäftigten zusetzen kann. In der Organisationsforschung werde üblicherweise zwischen Einstellungs- und Anpassungskonformität unterschieden. Diejenigen, die Meinungen oder Normen, die im Arbeitskontext gelten, einfach verinnerlichen, scheinen es noch am leichtesten zu haben, da sie erfahrungsgemäß im Job wunderbar zurecht kommen und sich kaum an den äußeren Gegebenheiten reiben. Diejenigen hingegen, die sich zwar äußerlich anpassen, aber bei ihrer abweichenden inneren Haltung bleiben, laufen Gefahr, sich in eine Auszehrung zu treiben. Die zunehmende Arbeit in Teams und flache Hierarchien führten dazu, dass sich der Druck zur Leistungskonformität stetig erhöhe. Aufgaben abzulehnen, weil man ohnehin schon überlastet ist, erscheine in vielen Arbeitsumgebungen nicht opportun - "wer weniger leistet, fliegt raus" sei oft das unausgesprochene Motto, das durch offensive Geringschätzung, subtile Ausgrenzung oder Mobbing etabliert werde. Für Einstellungskonforme dürfte dies kein Problem sein - sie leisten munter und finden es vielleicht sogar gut, ihre eigenen Grenzen aus den Augen zu verlieren. Doch die Anpassungskonformen hängen nicht nur in der Leistungsspirale, sondern tun dies sehenden Auges und in innerem Widerstand. Da ist doppelte Auszehrung vorprogrammiert.
Was die Arbeit mit mir macht, FAZ 26.11.14
© Dr. Nadja Rosmann 2024
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