Agilität ist eine Haltung, kein Tool
Die Zukunft der Führung ist agil - das suggerieren zumindest unzählige Fachartikel, die über die neuen Agilitätsmethoden und -instrumente berichten. In einem Beitrag für das Manager Magazin nimmt Andreas Seitz, Gründer und Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft Be in touch in Köln, den Agilitäts-Hype nun aufs Korn. "Wirkliche Agilität braucht mehr als nur die Ankündigung ihrer selbst - vor allem die radikale Bereitschaft von Menschen mit Führungsverantwortung selbst agil zu werden. Und Zeit sich auf einen Prozess einzulassen, statt sich hastig selbst den Agilitätsstempel aufzudrücken. Wer diesen Bewusstseinswandel wirklich hinbekommt, kann auf pseudoinnovative Begrifflichkeiten locker verzichten", so Seitz. Für ihn hat Agilität viel zu tun mit der Veränderung von Haltungen, aus denen sich dann im Arbeitsalltag die gewünschte Schnelligkeit und Flexibilität ergibt: "Wahre Agile ist vor allem eins: Der Wunsch nach einer lebendigen, pulsierenden Zusammenarbeit, die uns zu Schnellbooten macht statt zu trägen Tankern. Aber: An den Grundvoraussetzungen, die Unternehmen zu dauerhaft überlebensfähigen Organismen machen, kommen wir nicht vorbei. Das bedeutet zum Beispiel, eigene Machtansprüche zu überwinden und im Interesse der Allgemeinheit zu handeln. Andere in Entscheidungen einzubeziehen, statt par ordre du mufti zu regieren. Sinn zu stiften, wo Tätigkeiten sinnlos wirken oder das große Ganze nicht verstanden wird. Fremde Perspektiven zu nutzen, wenn sie zielführend sind - selbst wenn sie vom Praktikanten kommen." Methoden wie Scrum oder Design Thinking könnten in solchen Umgebungen einen wichtigen Beitrag leisten, aber eben nicht als Selbstzweck, der schon irgendwie alles richtet.
Stoppt den Agilitätswahn! Manager Magazin 16.7.17