Die Frankfurter Neue Presse geht in einem Interview mit Rohan Gunatillake, Leiter des britischen Kreativstudios „Mindfulness everywhere“, der Frage nach, wie sich ein achtsamer Lebensstil entwickeln lässt. Gunatillake plädiert dafür, nicht allein in der formellen Meditation nach Balance zu suchen, sondern achtsame Verhaltensweisen in verschiedenen Alltagskontexten zu entwickeln. "Wenn wir im Stillen auf einem Meditationskissen sitzen, kann diese formelle Praxis sehr effektiv sein – aber sie hat mit dem Rest unseres Lebens nichts zu tun. Warum trainieren wir nicht die Fähigkeit zur Achtsamkeit in den Situationen, in denen wir gestresst sind? Denn dort brauchen wir sie am meisten", sagt er. Und er rät zum Beispiel: "Wenn man etwa in der Stadt spazieren geht, ist man oft in seine eigenen Probleme vertieft. Man kann aber auch die anderen Leute aufmerksam betrachten und ihnen gedanklich etwas Gutes wünschen. Wenn man telefoniert, kann man gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf seinen Körper richten, zum Beispiel darauf achten, wo man verspannt ist. Oder Pendler können sich darauf trainieren, dass sie beim Anblick einer Werbung jedes Mal in sich hineinhorchen, wie sie sich gerade fühlen. Das sind alles kleine Spiele, um den Geist zu trainieren, Konzentration und Selbstbeobachtung zu üben." Ein weiterer Punkt - nicht alles durch Achtsamkeit kurieren zu wollen, sondern realistisch zwischen individuellen Entwicklungspotentialen und äußeren Gegebenheiten, die nicht zuträglich sind, zu unterscheiden: "Man muss sowohl an der Situation als auch an seiner Einstellung zu der Situation arbeiten. Um das Beispiel Burnout zu nehmen: Wenn die Arbeitsumgebung das Wohlbefinden zerstört, ist es oft das Beste, die Umgebung zu wechseln. Man kann nicht alle Probleme durch Achtsamkeit lösen."
Meditation trotz Smartphone, FNP 3.5.16
© Dr. Nadja Rosmann 2024
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