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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Wirtschaft in der Tiefe verstehen

Christoph Lütge, Ordinarius für Wirtschaftsethik an der TU München und Leiter des von ihm gegründeten Experimental Ethics Lab, geht in einem Gastbeitrag für die Zeit der Frage nach, warum es so wichtig ist, in der Schule grundlegende Wirtschaftskenntnisse zu vermitteln. "Wie sollen Schüler ohne ökonomisches Wissen wirtschaftliche Zusammenhänge im gesellschaftlichen Kontext beurteilen?", fragt Lütge zu recht. Von Kritikern werde immer wieder angemerkt, dass eine zu starke Fokussierung auf das Thema Wirtschaft dazu führen könne, dass ökologische und soziale Kompetenzen vernachlässig würden. Dem hält Lütge entgegen: "Dabei wird angenommen, dass Ökonomie und Ökologie, Ökonomie und Soziales fundamentale Gegensätze darstellen. Das Gegenteil ist der Fall: Nachhaltiges Wirtschaften spielt in Unternehmen eine immer größere Rolle. Aber auch Ökologie muss im Rahmen ökonomischer Mechanismen funktionieren, damit sie nicht nur eine abstrakte Idee bleibt, sondern wirksam umgesetzt wird. Ökologische Probleme lassen sich letztlich nur durch ökonomische Mechanismen lösen. Die Marktwirtschaft hat sich keineswegs abgewirtschaftet. Das Gleiche gilt für die Sozialpolitik. Schülerinnen und Schülern sollte die soziale Marktwirtschaft als Grundlage unserer Gesellschaft nahegebracht werden. Und dazu gehört, wie durch Wettbewerb – im Rahmen der bestehenden Regeln und Gesetze – soziale Belange gefördert werden, indem Arbeitsplätze bereitgestellt werden, indem innovative und kostengünstige Produkte produziert werden, indem Steuern und Abgaben gezahlt werden." Mich fasziniert an dieser Argumentation, wie schmal der Grat ist zwischen der Beschreibung momentaner Realitäten und dem Verfestigen von Grundannahmen, die man auch in Frage stellen könnte. Lütges Argumentation ist klug und durchdacht, und sich dabei kaum bewusst, welche Ausgangsbedingungen sie als unverrückbar einbringt. In einem System, in dem fast alle Lebensvollzüge in der einen oder anderen Weise an wirtschaftliche Zusammenhänge gebunden sind, lassen sich ökologische und soziale Fragen natürlicherweise nur mit wirtschaftlichen Mitteln lösen. Was aber wäre, wenn wir dem Ökologischen und Sozialen die bedeutendste Rolle in unserer Gesellschaft zuweisen? Kämen wir dann automatisch auf die Idee, dass wir ökonomische Wege beschreiten müssen, um diesen Belangen zur Geltung zu verhelfen? Ist das Bereitstellen von Arbeitsplätzen eine soziale Tat, wenn die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben nicht immer wieder durch finanzielle Notwendigkeiten geprägt ist? Wirtschaftliches Wissen scheint in der heutigen Zeit tatsächlich unabdingbar - vor allem, um in der Lage zu sein, den Status quo zu hinterfragen ...
Schulfach Wirtschaft: Schüler brauchen ökonomisches Wissen, Die Zeit 24.11.15

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Meine beiden Bücher, die ich mit Paul J. Kohtes geschrieben habe.

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