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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Wird die virtuelle Realität besser als die echte?

Ich finde es immer wieder faszinierend, welche Fantasien technologische Entwicklungen hervorrufen und wie wir glauben, durch Technik unsere analoge Existenz zu verbessern. In einem Interview mit der Welt etwa spricht Andrew Bosworth, VR-Chef bei Facebook, über seine Visionen. "Unsere Mission ist es, Menschen miteinander zu verbinden. Wir sehen aber, dass es den starken Wunsch gibt, noch stärker miteinander in Verbindung zu treten als bisher. Die bisherigen Technologien wie Smartphones und Browser haben Grenzen, an die wir langsam anstoßen. Deswegen haben wir unsere Portals gebaut, bei denen es vor allem um Video-Telefonie geht. Mit Virtual Reality können wir noch viel weiter gehen", sagt er. Er schwärmt davon, wie wir durch virtuelle Realitäten uns besser mit anderen Menschen verbinden können. Schon einmal daran gedacht, wie es sein könnte, wenn man im Stau steht, und dank VR-Brille zugleich mit den Liebsten im heimischen Wohnzimmer sein kann? "Menschen werden ihre Wahrnehmung mit Superkräften anreichern können. Wenn Sie in einem lauten Restaurant sind, können Sie ein Mikrofon nutzen, um sich auf die eine Person vor sich zu fokussieren und alles andere auszublenden. Oder Sie können ihre Sehkraft verstärken und aus der Ferne erkennen, ob das Ihr Bus ist, zu dem Sie jetzt rennen müssen", nennt Bosworth als Beispiele, die unser Leben verbessern könnten. Mich gruselt dabei immer ein wenig. Möchte ich wirklich in einem Restaurant sitzen und alles um mich herum ausblenden, um mich auf mein Gegenüber konzentrieren zu können? (Falls ich mir Ruhe wünsche, müsste ich mich ja nicht in einer lauten Umgebung mit meinem Gesprächspartner treffen ...) Für mein Gefühl haben wir noch viel zu wenig auf dem Schirm, dass all diese VR-gestützten Möglichkeiten des Sich-Miteinander-Verbindens uns auch etwas von der Unmittelbarkeit des menschlichen Kontakts nehmen. Sie blenden Wirklichkeit aus und schaffen Scheinwelten. Das mag unter funktionalistischen Gesichtspunkten manchmal sehr hilfreich sein. Aber es nimmt uns auch viel von unseren tieferen menschlichen Qualitäten.
"Menschen werden Superkräfte haben", welt.de 9.10.18

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Meine beiden Bücher, die ich mit Paul J. Kohtes geschrieben habe.

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