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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Wie wach sind wir gegenüber Manipulation?

Die New York Times und in der Folge auch die FAZ berichteten kürzlich über verschiedene Manipulationsstrategien, mit denen die Fahrdienste Uber und Lyft recht erfolgreich ihre Fahrer dazu bewegen, besonders zu Zeiten zu fahren, in denen große Nachfrage herrscht. Da die Unternehmen nur mit Freelancern arbeiten, haben sie keinen direkten Einfluss auf deren Arbeitszeiten. In Zeitfenstern, in denen viele Kunden nach Fahrmöglichkeiten suchen, erhalten Fahrer, wenn sie sich ausloggen wollen, schon einmal einen Hinweis aufs Smartphone, dass ihnen nur noch wenige Dollar zu einer runden Summe fehlen - was viele anspornt, doch noch eine Tour zu übernehmen. Ein Bonus für 25 Fahrten in Folge, verknüpft mit regelmäßigen Textnachrichten zur Ermunterung, bis das Ziel erreicht ist, zeigte ebenfalls Wirkung. Lyft griff in die Psychologiekiste und sprach in einem Test, der allerdings nicht in den laufenden Betrieb überführt wurde, die Verlustängste der Fahrer an. Da freitags mehr Nachfrage herrscht als dienstags, erhielten Fahrer Nachrichten wie "Freitags verdienen Sie mehr" oder "Dienstags verlieren Sie Geld". Der Hinweis auf den Verlust hatte hier eine höhere Aktivierungsrate zur Folge als der in Aussicht gestellte gute Verdienst. Lyft verzichtete jedoch darauf, sich diese Wirkung zunutze zu machen. Sieht man einmal davon ab, dass nicht wenige Fahrer solcher Dienste zum Existenzerhalt auf eine Optimierung ihrer Fahrten angewiesen sind, was sie in eine besondere Abhängigkeit treibt, hat das Thema Manipulation noch eine weitere Facette: Unsere Anfälligkeit für Manipulationen dieser Güteklasse hängt nämlich eng mit unserer eigenen Bewusstheit zusammen. Warum legen wir nach, um noch eine runde Summe zu erreichen, anstatt wie eigentlich geplant Feierabend zu machen? Warum reizt uns ein Bonus so sehr? Weil wir uns unserer Motivationen häufig kaum bewusst sind und uns über unsere Prioritäten bisweilen nicht im Klaren. In gewisser Weise tut Uber seinen Fahrern mit den Psychotricks einen gefallen - lieber in der Rushhour einen Kunden nach dem anderen befördern, als an einem Dienstag ewig rumzuhängen, ohne lukrative Fahrten zu bekommen. Wenn man Geld verdienen will, macht das durchaus Sinn.
Mehr arbeiten mit Psychotricks, FAZ 3.4.17

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