Wie viel Schutz braucht flexibles Arbeiten?
Die Flexibilisierung der Arbeitsmöglichkeiten während der Pandemie hat vielen Arbeitenden durch das Home Office neue Freiheiten beschert, weil sie ihre Arbeitszeiten besser mit weiteren Bedürfnissen ihres Lebens in Einklang bringen können. Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass gerade die Neigung zu Überstunden bei Vertrauensarbeitszeiten und ergebnisorientierten Arbeitsaufträgen wächst. Arbeitende machen dann nicht selten unbezahlte Überstunden, um ihr Plansoll zu erfüllen. Eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zeigt etwa, dass Mitarbeiter mit Vertrauensarbeitszeit im Schnitt 3,5 Überstunden in der Woche leisten, während es bei Menschen, deren Arbeitszeit betrieblich erfasst sind, 2 Stunden pro Woche sind. Gerade die Überstunden, die im Home Office anfallen, würden häufig weder erfasst noch vergütet. Gleichzeitig leidet laut Studie die Hälfte der Beschäftigten unter Stress und hat Probleme, nach der Arbeit abzuschalten. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass von Arbeitenden gewünschte Flexibilisierungen in der Regel vor allem mehr Zeitsouveränität zum Ziel haben. Ihre Forderung an die Politik: Nicht den Schutz der Arbeitnehmerinnen aufzuweichen, sondern ihn im Gegenteil zu stärken.
Wieder mal kein Feierabend, zeit.de 2.11.21