Skepsis gegenüber Wachstumsprämissen wächst
Stillstand bedeutet Rückschritt, so die These vieler Wachstumsverfechter, die wirtschaftliche Prosperität allein an steigendem Konsum, höherem BIP oder höheren Umsätzen festmachen. Schon 1972 wies der Club of Rome darauf hin, dass permanentes Wachstum womöglich seine Grenzen haben könnte. Im wirtschaftskritischen Lager ist diese These seit Jahrzehnten ein Gemeingut. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung zeigt nun in einem Übersichtsbeitrag, dass die Zahl der Wachstumskritiker aus dem bürgerlich-akademischen Lager wächst und nicht nur Attac-Sympathisanten oder Vertreter des linken Lagers ähnliche Befürchtungen hegen. Der frühere bayerische Landtagspräsident Alois Glück (CSU) beispielsweise lieferte mit seinem Buch "Warum wir uns ändern müssen" einen Entwurf für eine qualitativ ausgerichtete ökosoziale Marktwirtschaft. Die Duisburger Politologin Ute Klammer mahnt an, gesellschaftliche Perspektiven zu entwickeln, die sich nicht auf Wachstum berufen. Und der ehemalige CDU-Generalsekretär und sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf wirft die Frage auf, wie sich die Demokratie ohne Wachstumsversprechen in Zukunft ausgestalten lässt. In der Wissenschaft und auf dem Buchmarkt gärt es also, doch finden diese Impulse in der aktuellen Politik noch wenig Resonanz. Hier wird eher so getan, als ginge nach der Krise (wann immer das sein wird) alles weiter wie bisher.
Die Zweifel am Wachstum wachsen, FAZ 7.6.10