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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Grundeinkommen: Das Schlimmste verhindern

In wirtschaftlichen und politischen Diskussionen klingt immer wieder an, welche drastischen Veränderungen der Arbeitswelt uns durch die Digitalisierung bevorstehen. Wir ahnen, dass sich hier etwas zusammenbraut, dessen Ausmaße wir uns nicht wirklich vorstellen können. Und wir gehen in Deckung. "Wir haben kein utopisches Potenzial mehr. Wir glauben nicht, dass wir die Gesellschaft von uns aus nennenswert verändern können. Wir haben einen Angststillstand", so der Philosoph Richard David Precht in einem Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger. Für ihn liegt eine Möglichkeit, das Schlimmste in diesem bahnbrechenden Wandlungsprozess zu verhindern, darin, durch die Einführung eines Grundeinkommens eine neue Fluidität zwischen Erwerbstätigkeit und anderen Lebensformen zu ermöglichen. "Es gibt einen enormen Produktivitätsfortschritt durch die Digitalisierung, und viele Nebenkosten fallen weg. Die spannende Frage ist, wie speisen wir das so in den Kreislauf ein, dass alle Menschen vernünftig leben können. Das ist eine Verteilungsfrage. Wir brauchen eine Gesellschaft, in der das Wechselverhältnis, mal berufstätig zu sein und mal nicht, gesellschaftlich völlig akzeptiert ist und für jeden, der gerade nicht arbeitet, auch die Chance besteht, wieder reinkommen zu können und nicht generell abgehängt zu sein", so Precht.
"Ich will das Grundeinkommen, um das Schlimmste zu verhindern", KSTA 10.6.17

Grundeinkommen: Mut zur Freiheit

In einem Gastbeitrag für die Zeit schreiben Daniel Häni und Philip Kovce, Vorreiter der Initiative für ein Grundeinkommen in der Schweiz, darüber, wie eine staatlich garantierte Grundsicherung ohne Auflagen unser Selbst- und Menschenbild herausfordert und verändern kann. "Das bedingungslose Grundeinkommen fragt zweierlei. Erstens: Was will ich eigentlich? Was würde ich tun, wenn für mein Einkommen gesorgt wäre? Wofür engagiere ich mich, wenn ich mich frei entscheiden kann? Das ist die Frage, die den Menschen auf sich selbst zurückwirft. Sie spricht ihn als selbstbestimmtes Individuum an. Es geht um das Bild, das jeder von sich selbst hat", so die Autoren. Die zweite Frage: Bin ich bereit, diesen Entfaltungsraum auch meinen Mitmenschen zuzugestehen? Der Bericht beschreibt sehr anschaulich, dass in der Schweiz oder auch den USA die Diskussion um das Grundeinkommen vergleichsweise pragmatisch geführt werde, während in Deutschland im Kontext der HartzIV-Gesetzgebung die Zweifel deutlich größer seien. Für Häni und Kovce ist die Frage der Finanzierbarkeit ein vorgeschobenes Argument und sie bescheinigen Deutschland einen Mangel, der "künstlich erzeugt, moralisch gewollt, perfide organisiert" sei. Die Gründe, warum es noch kein Grundeinkommen gebe, sind in den Augen der Autoren vor allem unserem Menschenbild geschuldet: "Warum haben wir also noch kein bedingungsloses Grundeinkommen? Weil wir noch nicht auf den Gedanken verzichten wollen, dass die anderen nichts mehr tun würden, wenn ihre Existenz bedingungslos gesichert wäre. Weil wir noch nicht darauf verzichten wollen, dass die anderen etwas tun müssen, damit ihre Existenz gesichert ist. Weil wir den anderen noch nicht jene Eigenverantwortung zusprechen, die wir für uns selbst in Anspruch nehmen."
Lasst Arbeit Erfüllung werden, Zeit online 31.10.15

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Buch-Tipps
Meine beiden Bücher, die ich mit Paul J. Kohtes geschrieben habe.

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