Großbritannien macht sich für 4-Tage-Woche stark
Immer wieder kommt die 4-Tage-Woche ins Gespräch und viele europäische Länder haben bereits Experimente dazu gemacht. Nun prescht auch das britische Königreich in dieser Frage vor. 70 Unternehmen mit rund 3.300 Mitarbeitenden wollen nun den bisher weltweit größten Pilotversuch starten, welche Auswirkungen eine Reduzierung der Arbeitszeit auf 80 Prozent bei vollem Lohnausgleich haben könnte. Die beteiligten Firmen sind alle eher kleinere Arbeitgeber verschiedener Branchen, darunter Finanzdienstleister, Softwarefirmen, eine Brauerei und ein Fish-and-Chips-Laden. Die Zauberformel, von der sie alle ausgehen: dass die Mitarbeiter auch mit einem Arbeitstag weniger pro Woche ihre bisherige Produktivität beibehalten. Darüber hinaus erhoffen sich die Arbeitgeber eine bessere Gesundheit und mehr Wohlbefinden ihrer Beschäftigten. Aus vergleichbaren Versuchen anderer Länder weiß man, dass diese Gleichung aufgehen könnte, denn in ähnlichen Konstellationen hat sich bereits gezeigt, dass, wer um einen zusätzlichen Tag der Erholung pro Woche weiß, sich an den verbleibenden Arbeitstagen oft auch mehr verausgabt. In Deutschland bestimmen immer noch überwiegend die Skeptiker die öffentliche Diskussion zum Thema. Manche glauben, dass ein voller Lohnausgleich nicht drin sei. Andere halten in Zeiten von Fachkräftemangel die Idee schlicht für absurd. Andererseits macht es Sinn, beispielsweise einmal im Gesundheitssektor zu schauen, wie Menschen (die es sich leisten können) mit der üblichen vollen Arbeitszeit umgehen. Gerade in der Pandemie hat es sich nämlich gezeigt, dass nicht wenige im Gesundheitswesen Beschäftigte aufgrund der massiven Belastung sich dann eben in Teilzeit flüchten.
80 Prozent Arbeitszeit bei 100 Prozent Lohn, FAZ 7.6.2022