Gestalten statt Karriere machen
Spiegel online beleuchtet in einem umfassenden Artikel einen grundlegenden Einstellungswandel bei jungen High Potentials. Galt noch vor gar nicht allzu langer für viele Absolventen der Top-Eliteschmieden, dass ihr Lebensziel der höchstmögliche Aufstieg in renommierten Konzernen ist, scheint sich diese Perspektive geradezu dramatisch zu wandeln. Neben schon zu Klassikern avancierenden neuen Einstellungen, bei der Arbeit auch Sinn verwirklichen zu wollen und Gestaltungsfreiräume zu wünschen, ist das neue Anti-Karriere-Phänomen indes viel vielschichtiger. Manche Experten sehen eine neue "Scheu vor Verantwortung" bei den jungen Absolventen. Andere Antipathien gegen Hierarchiedenken, Ergebnisdruck und zeitliche Vereinnahmung durch endlos lange Arbeitstage. Wieder andere sehen in der Generation der potentiellen Nachwuchsmanager einen starken Selbstbestimmungsdrang. Studien wiederum zeigen, dass in den letzten Jahren die Stressresistenz der Absolventen zurückgeht. In einer Kienbaum-Umfrage zu den wichtigsten Werten des Führungsnachwuchses landeten Family & Friends mit 71 Prozent auf Platz 1, gefolgt von Selbstverwirklichung (48 Prozent) und Erfolg und Karriere (43 Prozent). Arbeit wird also für immer mehr Menschen zu einem überschaubaren Teil des Lebens, der andere Optionen nicht dominieren sollte. McKinsey-Recruiting-Chef Thomas Fritz bringt den grundlegenden Wandel auf den Punkt: "Die Vorstellung eines erfüllten Lebens ist mehrdimensional geworden." Und dieser Wunsch nach Mehrdimensionalität könnte die Wirtschaft langfristig grundlegend verändern, denn wenn Geldgier und Karrieregeilheit nicht mehr das treibende Moment für High Potentials ist, ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese dennoch ambitionierten Menschen sich entweder neue Tätigkeitsfelder suchen oder aber die Unternehmen sich so verändern, dass sie für den Führungsnachwuchs noch attraktiv sind.
Karriere? Ohne mich! Spiegel online 27.8.12