Firmen tun zu wenig gegen strukturelle Burn-out-Faktoren
Der Psychologe und Berater Markus Väth kritisiert, dass zwar immer mehr Firmen in Burn-out-Programme investieren, aber dabei viel zu selten strukturelle Faktoren verändert werden, die den Burn-out von Beschäftigten begünstigen. "Struktureller Burn-out bedeutet, dass Unternehmen Organisations- und Wert-Strukturen schaffen bzw. nicht abstellen, die Burn-out teilweise massiv begünstigen. Dieser Umstand ist bisher sogar in gut meinenden Firmen als blinder Fleck zu besichtigen. Man spendiert Mitarbeitern Burn-out-Prävention und investiert in ein betriebliches Gesundheitsmanagement – auf Mitarbeiterebene. Burnout jedoch kommt, um es in der Sprache des Fußballs auszudrücken, aus der Tiefe des Raums: aus tradierten Organisationsund Kommunikationsstrukturen, aus Arbeitgeber-Erwartungen hinsichtlich der Arbeitsleistung, aus dem Verschwimmen zwischen beruflicher und privater Welt und einem tayloristisch-maschinistischem Menschenbild. In diesem Sinne könnte man strukturellen Burn-out durchaus als eine Art 'fahrlässige Körperverletzung' des Unternehmens am Mitarbeiter bezeichnen", erklärt Väth. Der Experte propagiert deshalb Ansätze, die nicht nur personelle, sondern auch kulturelle und strukturelle Aspekte einbeziehen. So fordert Väth dazu auf, implizite Werte im Unternehmen im Hinblick auf Arbeitsleistung, Mitarbeiterverfügbarkeit und Rollenverständnis zu hinterfragen. "Jeder Mitarbeiter, der aufgrund eines übergroßen Verfügbarkeitsanspruchs in einer permanenten physischen Alarmstimmung ist, verstärkt das Burn-out-Risiko", so Väth. Der Psychologe fordert deshalb nicht nur ein Umdenken des Managements, sondern auch eine grundlegende Auseinandersetzung des Unternehmens mit sich selbst.
"Struktureller Burn-out ist der blinde Fleck von Unternehmen", managerSeminare August 2010