Fatale Zahlengläubigkeit
Der Volkswirt Thorsten Hild legt in einem Beitrag für den Freitag den Finger in die Wunde der Zahlengläubigkeit in der Wirtschaftswelt. Er kritisiert, dass wenig nachgefragt werde, wie die Zahlen, auf deren Basis politische Entscheidungen getroffen werden, überhaupt zustande kommen und welchen wirtschaftspolitischen Zielen sie überhaupt gerecht werden (sollen). "Dieser Kotau vor der Zahl macht denkfaul. Ökonomische Zusammenhänge, auch jene, die den Konjunkturmodellen zugrunde liegen, treten hinter die schiere Zahl zurück und werden nicht gebührend hinterfragt. ... Für die wirtschaftspolitische Praxis ist dies fatal. Es wird nämlich kein Stoff zum Nachdenken, zur Diskussion und zum wirtschaftspolitischen Handeln, ja, auch zum Durchdenken wirtschaftspolitischer Alternativen geliefert", so Hild. Wo reine Zahlen zum Maß aller Dinge werden, tritt die Lebensrealität zurück und es geht nur noch darum, vorformulierte Zielwerte zu erreichen. Ob diese allerdings einen Wert haben, fragt kaum jemand.
Gefangen in der Modellwelt, Der Freitag 11.10.11