Etwas mehr Gefühl bitte
BDI-Präsident Hans-Peter Keitel ist der Ansicht, dass gute Führung auch davon abhängt, wie facettenreich Manager in ihrer Persönlichkeit sein können. "Mir war bei der Einstellung von Führungskräften auch immer wichtig, eine Facette zu finden, die mit dem Beruf nichts zu tun hat. Das kann Familie, Religion oder auch eine sportliche Höchstleistung sein. Es ist doch wie bei einer Geige: Wenn Sie die mit einer einzelnen Saite bespannen und spielen, dann ist das etwas anderes, als wenn Sie zwar nur eine Saite anstreichen, die anderen drei aber dabei sind: Denn sie schwingen mit. Sonst ist es ein verdammt eindimensionaler Klang. Wer weitere gestimmte Saiten hat, die mitklingen, ist automatisch auch emotional anders belastbar. Das macht menschlicher und widerstandsfähiger und weniger technokratisch." Auch Emotionen spielen in seinen Augen eine wichtige Rolle bei Führungsaufgaben, denn: "Gute Führung geht ohne Mitgefühl gar nicht." Der BDI-Chef kritisiert auch den ständigen Zeitdruck in Business und Politik, den er als "dramatische Entwicklung" erachtet, weil die "Verknappung der Zeit das Schürfen tiefer Gruben verhindert": "Sie können immer nur an der Oberfläche kratzen. Es ist fast unmöglich, sich Inseln zu schaffen, in denen sich auch der Geist regeneriert, um so die andere Saite mal wieder zum Klingen zu bringen."
"Gute Manager brauchen auch Mitgefühl", Welt 5.8.12