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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Die Stadt macht krank

Mir ist es ja ein Rätsel, wie Menschen in der Großstadt leben können. Klar, man hat immer ein schönes Café oder eine tolle Kneipe in Laufweite, das kulturelle Angebot ist groß, und shoppen kann man an jeder Ecke. Mir ist es in der Stadt einfach zu laut und wuselig. Für einen Ausflug ins Museum nehm' ich das gern in Kauf, aber dort tagtäglich leben? "Es gibt zum Beispiel epidemiologische Daten, die zeigen, dass Menschen, die in der Stadt leben doppelt so häufig an Schizophrenie erkranken. Wer zusätzlich noch in der Stadt aufgewachsen ist, erkrankt sogar fast drei Mal so häufig. Auch Angsterkrankungen und Depression finden sich in der Stadtbevölkerung häufiger", erklärt der Psychiater Mazda Adli in der Wirtschaftswoche. Einer der Gründe für diese Daten ist die soziale Dichte - viele Menschen auf wenig Raum, vor allem in kleinen Wohnungen. Und das Gewusel an Menschen, das eher Stress erzeugt als menschliche Nähe fördert, tut sein Übriges, denn Einsamkeit in der Stadt ist für viele ein Thema. Und dann ist da noch der oft fehlende Zugang zur Natur. "Wir haben mit dem Umweltbundesamt eine Studie gemacht, um zu schauen, welchen Einfluss Grünflächen und Feinstaub um die eigene Wohnadresse haben. Uns hat vor allem interessiert, wie sich diese Faktoren auf die neuronale Verarbeitung von Stress auswirken. Dazu haben wir unsere Probanden in den Scanner geschoben und haben sie künstlichem Stress ausgesetzt. Dabei haben wir krasse Unterschiede in der neuronalen Antwort auf diesen Stress gesehen. Wer in seiner Wohnumgebung einen höheren Anteil von Grünfläche hat, steckt Stress besser weg", erklärt Adli. Ich frage mich ja, wann wir endlich einmal anfangen, unsere Siedlungspolitik zu überdenken. Kein Mensch möchte lange pendeln müssen, um im Grünen leben zu können und dann zur Arbeit in die Stadt pendeln zu müssen. Gleichzeitig klagen immer mehr kleine und mittlere Städte über Abwanderung. Könnte man doch alles ein bisschen neu sortieren. Arbeiten kann man auch in der Kleinstadt oder auf dem Land. Häufig gibt es da für Unternehmen auch günstige Flächen. Und wenn kleinere Orte nicht mehr ausschließlich Schlafstädte sind, kann sich auch dort soziokulturelles Leben entfalten. Frische Luft inklusive.
Was Menschen in der Stadt krank macht, Wirtschaftswoche 25.1.2022

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Buch-Tipps
Meine beiden Bücher, die ich mit Paul J. Kohtes geschrieben habe.

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