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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Depression statt Befreiung

Der Soziologe Heinz Bude hat in seinem neuen Buch das Phänomen "Gesellschaft der Angst" erkundet und erklärt in einem Interview mit Spiegel online, warum die Generation der heute 40-Jährigen immer mehr zu Sklaven einer Idee von Work-Life-Balance zu werden scheint. Der Soziologe beschreibt, dass alle Bemühungen darum kreisen, ein gelungenes Leben zu verwirklichen, doch da dies in der heutigen Wahrnehmung nicht mehr allein durch eine Karriere oder ein glückliches Familienleben möglich werde, sondern möglichst alles Vorstellbare im eigenen Leben auch zum Tragen kommen müsse, werde das eigene Leben immer öfter als Scheitern erlebt. "Wir haben es hier mit einer Generation Null Fehler zu tun, die sämtliche Bereiche des Lebens auszutarieren versucht. Wer das nicht hinkriegt, gehört zu den wirklichen Losern, von denen man sich besser fernhält. ... Eigentlich wird ja die perfekte Work-Life-Balance angestrebt. Man wird aber zum Sklaven dieser Work-Life-Balance. Was ursprünglich eine Befreiungsidee war, um sich vor den Tücken der Arbeitswelt zu schützen, wird nun zum Auslöser einer Depression. Das existenzielle Optimierungsprogramm ist schwer durchzuhalten. Früher sagte man: Ich bin, der ich bin. Heute denkt man: Ich bin, der ich sein könnte", erklärt Bude. Die Foucaultsche Idee der Selbsttechnologie, der Befreiung von Fremdsteuerung, werde unter den Vorzeichen der Zeit pervertiert in eine "Unterwerfung unter Eigensteuerung". Alles werde gegeneinander abgewogen und austariert, doch man gebe sich keiner Sache mehr ausschließlich hin, so der Soziologe. Das erstrecke sich bis zu den großen Lebensfragen: "Bei Fragen der letzten Bedeutung, so meine Erfahrung, herrscht auf einmal diese austernhafte Verschlossenheit. Man will sich durch Ernsthaftigkeit nicht aufs Kreuz legen lassen. Die letzten Dinge haben durchaus einen Widerhall, aber sie werden ausgespart."
"Sklaven der Work-Life-Balance", Spiegel online 6.10.14

Depression statt Befreiung

Der Soziologe Heinz Bude hat in seinem neuen Buch das Phänomen "Gesellschaft der Angst" erkundet und erklärt in einem Interview mit Spiegel online, warum die Generation der heute 40-Jährigen immer mehr zu Sklaven einer Idee von Work-Life-Balance zu werden scheint. Der Soziologe beschreibt, dass alle Bemühungen darum kreisen, ein gelungenes Leben zu verwirklichen, doch da dies in der heutigen Wahrnehmung nicht mehr allein durch eine Karriere oder ein glückliches Familienleben möglich werde, sondern möglichst alles Vorstellbare im eigenen Leben auch zum Tragen kommen müsse, werde das eigene Leben immer öfter als Scheitern erlebt. "Wir haben es hier mit einer Generation Null Fehler zu tun, die sämtliche Bereiche des Lebens auszutarieren versucht. Wer das nicht hinkriegt, gehört zu den wirklichen Losern, von denen man sich besser fernhält. ... Eigentlich wird ja die perfekte Work-Life-Balance angestrebt. Man wird aber zum Sklaven dieser Work-Life-Balance. Was ursprünglich eine Befreiungsidee war, um sich vor den Tücken der Arbeitswelt zu schützen, wird nun zum Auslöser einer Depression. Das existenzielle Optimierungsprogramm ist schwer durchzuhalten. Früher sagte man: Ich bin, der ich bin. Heute denkt man: Ich bin, der ich sein könnte", erklärt Bude. Die Foucaultsche Idee der Selbsttechnologie, der Befreiung von Fremdsteuerung, werde unter den Vorzeichen der Zeit pervertiert in eine "Unterwerfung unter Eigensteuerung". Alles werde gegeneinander abgewogen und austariert, doch man gebe sich keiner Sache mehr ausschließlich hin, so der Soziologe. Das erstrecke sich bis zu den großen Lebensfragen: "Bei Fragen der letzten Bedeutung, so meine Erfahrung, herrscht auf einmal diese austernhafte Verschlossenheit. Man will sich durch Ernsthaftigkeit nicht aufs Kreuz legen lassen. Die letzten Dinge haben durchaus einen Widerhall, aber sie werden ausgespart."
"Sklaven der Work-Life-Balance", Spiegel online 6.10.14

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Buch-Tipps
Meine beiden Bücher, die ich mit Paul J. Kohtes geschrieben habe.

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