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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Das Glück des Alleinseins

In der Pandemie haben viele Menschen durch die phasenweise erzwungene Isolation unser menschliches Miteinander auf neue Weise schätzen gelernt. Unerwünschte Einsamkeit ist ohnehin ein großes Thema vieler moderner Gesellschaften, da der Zusammenhalt von Familien oder auch Freundeskreisen oft unter den Ansprüchen einer Leistungskultur leidet. Doch es gibt auch Menschen, die ganz bewusst die Einsamkeit suchen und Alleinsein als großes Glück empfinden. Die Webseite evangelisch.de etwa hat ein Interview mit der Einsiedlerin Maria Anna Leenen geführt, die seit Jahren als Eremitin in einem Bauernhaus in der Nähe von Osnabrück lebt. Sie sagt: "Für mich ist Alleinsein die riesengroße, unverzichtbare Chance, mir selbst, dem Menschsein und dem Sinn des Glaubens an Gott auf die Spur zu kommen. Das kann ich nur in intensiven Gebeten, Kontemplation und Lesen in der Bibel. Es ist nicht immer leicht. Aber es ist das Schönste, was ich mir vorstellen kann." Leenen lebt ein sehr fokussiertes Leben, geprägt von regelmäßigen Gebetszeiten, der Arbeit auf ihrem kleinen Hof, dem Studium christlicher Literatur und dem Schreiben von Büchern über ihre Erfahrungen. Von Zeit zu Zeit empfängt sie auch Besuchende. Es ist eine Selbstgenügsamkeit, die keine Bestätigung von anderen braucht, eine in unserer Zeit eher ungewohnte Perspektive. Für sich einsam fühlende hat die Eremitin einen Rat: "Ich rate ihnen, sich den Urgrund ihrer Einsamkeit bewusst zu machen, sich diese Gedanken aufzuschreiben, auf den Küchentisch oder neben das Bett zu legen. Damit sie immer mal wieder draufgucken und sich dadurch selbst auf die Spur kommen können. ... Jemand fragte mich einmal: Wenn niemand da ist, der mir sagt, ich bin - bin ich dann oder bin ich dann nicht? Als schmerzlich empfundene Einsamkeit hängt oft mit einem defizitären Selbstbild zusammen. Es ist das Gefühl, nicht geliebt oder überhaupt wahrgenommen zu werden." Mit unseren üblichen Ablenkungen wie Fernsehen oder Facebook versuchen wir oft, uns einfach abzulenken, um nicht mit uns selbst zu sein und uns, mit all unseren Wünschen und Schwächen, näher zu kommen. Allein zu sein kann auch ein Türöffner sein, sich wieder wirklich zu begegnen - das verändert dann auch die Begegnungen mit anderen Menschen.
So sieht der Alltag einer Eremitin aus, evangelisch.de 14.8.2022

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Buch-Tipps
Meine beiden Bücher, die ich mit Paul J. Kohtes geschrieben habe.

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