Wann haben Sie zum letzten Mal bewusst über einen längeren Zeitraum hinweg etwas neues gelernt? Ich meine so richtig gelernt? Mir ist es manchmal ein Rätsel, wie ich als Studentin Acht-Stunden-Tage in Vorlesungen und Seminaren durchgestanden habe, in denen ich die vermittelten Inhalte wach und aufmerksam in mich aufgenommen habe. Wenn ich heute auf Konferenzen bin, bin ich abends völlig geschlaucht - und beobachte in mir, dass ich längst nicht mehr jedem Input aktiv nachgehe. Fürs Gehirn ist das natürlich Gift. "Unsere fluide Intelligenz, also wie schnell wir etwas begreifen, nimmt ab einem Alter von 16 Jahren zwar ab", zitiert die Wirtschaftswoche Gerhard Roth, Professor für Verhaltensphysiologie und Entwicklungsneurobiologie vom Institut für Hirnforschung an der Universität Bremen. Hier und dort Informationen im Internet zusammenzuklauben, reicht wohl nicht, um diesem Verfall zu begegnen. Andererseits zeigen Studien mit Senioren, dass sich die Gedächtnisleistung auch in höherem Alter wieder auf Vordermann bringen lässt. In mehreren Versuchen lernten Senioren über einige Monate mit einem wöchentlichen Engagement von 15 bis 20 Stunden etwas neues. "Wer über mehrere Monate hinweg wirklich anspruchsvolle Aufgaben löst, verzeichnet einen robusten Effekt auf seine Gedächtnisleistung", so Roth. Die Beispiele zeigen: Mit ein bisschen Internet-Zapping und eher passivem Medienkonsum ist es nicht getan, aber wirkliche Anstrengung wird vom Gehirn belohnt.
Was unser Gedächtnis ruiniert, WiWo 2.2.17
© Dr. Nadja Rosmann 2024
Impressum / Datenschutz
Weitere Beiträge im Blog
- Klima-Angst und möglicher Job-Verlust
- Wohlstand lässt Jugendliche unglücklicher sein
- Stress ist Gift für Unternehmen
- Führungskräfte sind ein wesentlicher Bindungsfaktor
- Warum Nein-sagen manchen so schwer fällt
- Ein Loblied auf die Vier-Tage-Woche
- Arbeiten bis zum Umfallen war gestern
- Braucht es Goodies, um die Rückkehr ins Büro schmackhaft zu machen?
- Im Job wird von Frauen mehr erwartet
- Ist das Glück näher, als wir denken?
- Schlaf lässt sich weder erzwingen noch herbeimessen
- Power im Job fängt beim Essen an
- Schöne Alltagsmomente machen das Leben bedeutungsvoll
- Fast alle wollen einen ordentlichen Feierabend
- Viele wollen weniger arbeiten