Banker sollen weniger arbeiten, aber immer noch zu viel
Es klingt, denkt man an das deutsche Arbeitsrecht, bizarr - ist aber ernst gemeint: Die Investmentbank Goldman Sachs hält ihre Praktiken mit einer neuen Richtlinie dazu an, zwischen Mitternacht und sieben Uhr morgens nicht zu arbeiten. Schon zuvor hatte das Unternehmen den Nachwuchs-Bankern ans Herz gelegt, doch zwischen Freitag, 21 Uhr, und Sonntag, 9 Uhr nicht zu arbeiten. Um die überlangen Arbeitszeiten war eine öffentliche Diskussion entbrannt, nachdem ein Praktikant der Bank of America unerwartet starb, was allerdings nicht direkt der hohen Arbeitsbelastung zuzuordnen war. Die Bank of America bittet ihre Angestellten nun immerhin, an vier Wochenendtagen pro Monaten dem Arbeitsplatz fernzubleiben. Aus Sicht des deutschen Arbeitsrechts wären Vorschläge wie diese immer noch deutlich oberhalb des gesetzlich Erlaubten. Hierzulande stehen Arbeitnehmern nach einem Arbeitstag elf Stunden ununterbrochene Ruhezeit zu. Auch darf in Deutschland offiziell nicht länger als sechs Stunden ohne Pause gearbeitet werden. Und die tägliche Arbeitszeit ist auf zehn Stunden begrenzt. Die US-Banker dürften auch bei Einhaltung der verkündeten Arbeitszeitbeschränkungen immer noch auf eine 80 bis 100 Stunden-Woche kommen.
17 Stunden täglich reichen, SZ 18.6.15