Die die ungleiche Einkommensverteilung wird in Deutschland immer wieder zum Thema. Schaut man auf die Statistik im Großen, dann ist zwar bemerkbar, dass die Schere zwischen hohen und niedrigen Einkommen immer weiter auseinandergeht, doch wirken die Zahlen auf den ersten Blick nicht unbedingt dramatisch. Doch wirft man einen näheren Blick auf die Situation der Ärmsten, zeigt sich, wie prekär die Lage bereits ist. Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hat dies kürzlich getan und dabei festgestellt, dass vor allem die 40 Prozent Haushalte mit dem geringsten Einkommen sehr wahrnehmbar immer weiter zurückfallen. 2005 fehlten den armen Haushalten im Vergleich zu jenen, die knapp oberhalb der Armutsgrenze stehen (was schon mehr als herausfordernd ist), 239 Euro im Monat. 2016 waren es bereits 288 Euro - eine Vergrößerung der Lücke um gut 20 Prozent. Den untersten zehn Prozent der Haushalte stand 2016 weniger Einkommen zur Verfügugn als noch 2010, denn die Einkommen im Niedriglohnsektor steigen sehr langsam, Lebenshaltungskosten indes viel schneller. Die realen Beträge, um die es hier jeweils geht, mögen sich klein anhören. Fakt ist aber, dass alle, die mit so wenig Geld leben müssen, schmerzlich wissen, mit welch deutlichen Einschränkungen sie leben müssen. Statistiken suggerieren gerne Aufschwung und Verbesserung - und über die Geschichte trifft das auch immer wieder für große Bevölkerungsgruppen zu. Aber das entbindet uns nicht davon, immer wieder Sorge dafür zu tragen, dass es allen zumindest nicht schlecht(er) geht.
Die Ärmsten werden immer ärmer, zeit.de 7.10.19
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