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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Abhängigkeit von Medikamenten wird immer mehr zum Thema

Nicht nur Stresserkrankungen sind ein Indiz dafür, dass die Arbeitswelt immer mehr Menschen zu verschleißen scheint. In den Vereinigten Staaten manifestiert sich bereits ein weiteres Phänomen, das besorgniserregend ist - der zunehmende Missbrauch von Schmerzmitteln. Mehr als 95 Millionen Amerikaner haben im vergangenen Jahr Schmerzmittel genutzt. Und viele tun dies in Mengen, die nicht zuträglich sind. Arbeitgeber klagen zunehmen, dass potentielle Mitarbeiter beim Drogen-Screening durchfallen, aufgrund der Opioide, die in den Medikamenten enthalten sind. Aber nicht nur das. 2016 starben in den USA 59.000 Menschen an der Überdosierung von Schmerzmitteln (bei Verkehrsunfällen kamen hingegen "nur" 40.000 Menschen ums Leben). In den letzten 18 Jahren haben sich die Verschreibungen vervierfacht. Die Verkäufe des Marktführers Oxycontin erhöhten sich von 45 Millionen auf 3,1 Milliarden Dollar. Der jährliche wirtschaftliche Schaden dieser Entwicklung beläuft sich auf etwa 80 Milliarden Dollar. "Die Krise ist ein Symbol für größere Probleme in einem Land, in dem wir uns immer noch zu sehr auf schnelle Lösungen konzentrieren", sagt die Soziologin Shannon Monnat in der Zeit. Ihrer Meinung nach müssten die wirtschaftlichen und sozialen Probleme, die hinter dem Medikamentenkonsum stehen, angegangen werden. Die amerikanische Politik hat das Thema auf dem Radar. Es wird darüber gesprochen, den Zugang zu Therapien und Entzug zu verbessern. Nötig wäre allerdings auch ein Blick auf die Ursachen, die zum Medikamentenkonsum führen. Wer unter Schmerzen aufgrund körperlicher Überbeanspruchung leidet, wird alles tun, um diese loszuwerden, damit er weiter arbeiten kann. Doch wie wäre es, diesen Belastungen vorzubeugen? Dass Ärzte immer schneller sehr starke Medikamente verschreiben, liegt womöglich auch daran, dass wir Menschen in der Arbeitswelt oft als Maschinen betrachten, die einfach funktionieren sollen. Hinzu kommt: Wo Gesundheitssysteme nicht darauf ausgelegt sind, Menschen wirklich zu kurieren, was oft mit längerfristigen Behandlungen verbunden sind, sind Scheinlösungen wie Medikamente oft der einzige Weg, der Betroffenen noch offen bleibt. Zahlen zu Deutschland liefert der Artikel nicht. Doch sicher wird diese Entwicklung, die viel mit der grundsätzlichen Verfassung der Lebenswelten in modernen Gesellschaften zu tun hat, auch hierzulande irgendwann sichtbar werden.
Zu high zum Arbeiten, Zeit.de 8.8.17

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